Pola Polanski – Die dunkle Seite

Künstlerin des Monats

Die Polytox-Galerie zum Dritten: Diesmal mit einer Auswahl von Werken Pola Polanskis. Pola Polanski, welche auch mal unter dem Namen Amy Hany aktiv ist, wohnt nicht wie ihr Galerie-Vorgänger Helmut van der Buchholz im absurden Ludwigshafen sondern in Stuttgart. Stuttgart ist, mal abgesehen von dem großen Loch das die Bahn AG gegraben hat, nicht absurd. Inspirationsquellen gibt es für Pola dennoch zur Genüge. Sie kommen halt woanders her – aus der Tiefe des menschlich und gesellschaftlich Abgründigen. Pola Polanski ist Bildende Künstlerin, Schriftstellerin und Performancekünstlerin. Hier geht es aber um die Malerin und Zeichnerin. Pola ist äußerst produktiv und fertigt meist Portraits an – Portraits von Frauen und Kindern. Aber nicht so, wie manch Anhänger der Epoche der Romantik jetzt vermuten würde. Polas Portraits sind verstörend, grotesk, morbide und brutal. Irgendwie böse und verletzlich zugleich. Also menschlich. Pola: “Bitter-süß soll meine Kunst daher kommen. Sehgewohnheiten brechen. Und einzigartig sein. Schnell. Unartig. Ich frage mich warum manche Künstler Landschaften oder Blumen malen. Was ist das für eine Aussage?“ Recht hat sie. Und an Aussage mangelt es in ihrem Werk wirklich nicht. Und wer sagt schon, dass Aussagen zur allgemeinen Beruhigung positiv sein müssen?

Babys und Kinder sind niedlich und Frauen sind hübsch. Eigentlich, aber öfters gibt es auch Risse in dem gewünschten vollkommenen Erscheinungsbild. Und diese Risse kratzen nicht nur an der Oberfläche, sondern dringen als Schnitte tief ins Innerste hinein; tief ins Dunkle, Morbide und vordergründig Makabere. Pola: “Was mich interessiert am Menschen, sind seine Abgründe, Fehltritte, Krankheiten und die dunkle Seite. Ich male fast nur Frauen und Kinder, denn sie sind schön und wenn ich eine Störung hinzufüge, kann ich an der makellosen Oberfläche kratzen.“

Diese hinzugefügten Störungen sind bei Pola unterschiedlichster Natur: Wunden, Krankheiten, Skelettierungen, mörderische, suizidale oder inzestuöse Handlungen. Manchmal werden diese Kinder oder Frauen aber auch heilig gesprochen, d.h, die Störungen wurden überwunden und das Dunkle weicht dem Licht. Vorerst jedenfalls … Die Welt ist eine Auster. Für manche eine Delikatesse, für andere aber nur ekliges Glibber. Also ein schmackhafter Ekel.

Pola sieht diese Störungen aber nicht nur im persönlichen, individuellem Inneren einzelner Menschen, sondern zusätzlich in äußeren sozialen Zusammenhängen, speziell aus Sicht einer Frau. Pola: “Hierbei (bezogen auf die Kratzer an der Oberfläche) finde ich natürlich auch das Frauenbild in unserer Gesellschaft wichtig und wo ich selbst als Frau stehe. Die Kinder sind aussagekräftig, da ich als Künstlerin mich selber immer noch als Kind sehe. Ich krieche in verschiedene Frauen-Rollenbilder, male sie und verleibe sie mir ein. Oft sind es Fundbilder aus dem Internet oder aus Zeitschriften. Ich bilde die Frauen nicht 1:1 ab, ich eigne sie mir an und transferiere sie zu meinem eigenen Kunstwerk.“ Diese Transormation ist, wenn man bedenkt, wie Frauen in den meisten Zeitschriften dargestellt werden, nicht nur verständlich, sondern eine Notwendigkeit. Hochglanz darf ja keine Risse haben. Pola: “Denn so viele Milliarden Frauen und Kinder müssen gemalt werden und deren Geschichte sollte erzählt werden.“

Ein Bild kann die Welt und die kaputte Gesellschaftsordnung nicht retten oder wenigstens verbessern, aber es kann Mängel aufzeigen und anklagen. Es erregt Aufmerksamkeit und animiert Menschen zum Nachdenken. Oft auch die, die sonst eigentlich nur über die Topfarben der kommenden Herbst/Winter-Saison sinnieren. Und das macht solche Bilder wichtig! Natürlich muss ein Bild erst einmal durch den optischen Eindruck das Interesse des potentiellen Betrachters wecken, aber das ist bei Polas Werk mehr als gegeben. Übersehen ist nahezu unmöglich. Und daher ist es schön, dass Pola noch viele Kratzer an makellosen Oberflächen und Oberflächlichkeiten hinterlassen wird. „Rote Farbe ist kein Blut und Ketch-Up macht noch keine Leiche. Sorgen um mich muss ich mir keine machen. Das Malen ist viel eher ein Kick!“


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