20 Jahre Pestpocken-Festival

Auf die Fresse!

Ach du Scheiße, zwanzig Jahre Pestpocken. An dieser Stelle müsste jetzt der berühmte Satz kommen: Kommt mir gar nicht so lange vor. Aber doch, es kommt mir verdammt lange vor. Wenn ich an die Konzerte denke, die wir damals zusammen mit meiner ollen Band gespielt haben, kommt´s mir wie ´ne Ewigkeit vor. Noch mit Mirmo am Bass, in irgendeinem Keller vor 30 Leuten. Puh, da könnte man tatsächlich Wolfgang Niedecken zitieren, passt aber nicht so ganz in einen Pestpocken Konzertbericht, haha.

Trotz viel zu wenig Schlaf lassen Alonzo und ich es uns nicht nehmen, den Weg nach Gießen anzutreten, um wenigstens den Samstag des zweitägigen Festivals mitzuerleben. Ehrensache. Am MUK angekommen, bestaunen wir zuerst die liebevoll aus Pflastersteinen gebaute Toilette auf dem Parkplatz. Sensationell! Hut ab vor den Erbauern. Dann direkt rein und exakt noch einen halben Song von Breakout gesehen. Naja, dann halt erstmal schauen, wer denn so alles da ist. Die meisten befinden sich auf einem, na, sagen wir mal anderen Level, da sie schon seit Freitag am Feiern sind. Dann legen auch direkt schon Obstrusive los. Is eigentlich ja gar nicht so unbedingt meins, aber das war schon ein ordentlicher Auftritt. Den Leuten hat´s dem Pogo nach zu urteilen auch gefallen.

Danach die oft kopierten, nie erreichten Auweia. Ich hab sie ja schon oft live gesehen und es ist immer ein Vergnügen dem Treiben da auf der Bühne zuzusehen. Aber diesmal fand ich sie tatsächlich noch ´nen Tick besser. Vielleicht weil sie heute mal richtig gut abgemischt waren, oder weil ich sie das erste Mal nüchtern sah, ich weiß nicht. Sänger Ullah beleidigte wieder mal alle, die ihm vor die Linse kamen. Natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Aber mal ehrlich, niemand möchte mit Brillenträgern reden. Spätestens beim Überhit „Dat is Punk“ geht so dermaßen der Pogo los, dass man teilweise die Band nicht mehr sah, weil plötzlich überall Menschen und Papierschnipsel umherflogen. Großartig. Vielleicht kann den Herren mal jemand sagen, dass sie sich das vielleicht doch nochmal überlegen mit dem Aufhören.

 

In der Umbaupause wurde von Freunden der Pocken dann als Überraschung ein kurzer Film an die Wand gebeamt, den ihr hier hoffentlich von Falk oder Bocky verlinkt bekommt. Sehr liebevoll gemacht, ließ er die Band gerührt zuschauen. Schöne Aktion inkl. „Riesentyp“-Sprechchören, wer dabei war, weiß was ich meine.

Aber sehr gerne doch:

 

Jetzt durfte das Geburtstagskind aber endlich selbst die Bühne entern. Die Meute rief „Gießen Asozial“ und sie bekam „Gießen Asozial“! Sehr geiler Auftritt! Gitarrist Tom erzählte mir vorher noch, dass er noch nicht weiß wie er den Gig mit seiner Sehnenscheidenentzündung überstehen soll, aber zum Glück wurde er ja dann nach der Hälfte vom alten Gitarrist Chris abgelöst. Sängerin Andrea machte noch ´ne kleine Ansage für den leider verstorbenen Bassisten Floppy, was ich an so einem Abend sehr gut und passend fand. Pogo wurde vor und auf der Bühne getanzt und spätestens als am Schluss noch die ganz alten Kamellen ausgepackt wurden, wurde auch in den hinteren Reihen kräftig mitgesungen. Großartiger Auftritt. Einziger Wermutstropfen, dass Stine trotz Anwesenheit nicht nochmal für 2-3 Songs die Trommelstöcke schwang.

Man kann ja nicht alles haben, schließlich spielten dann noch die großartigen Kotzreiz. Ach man, mir fällt das ja selber auf. Ich feiere in meinen Konzertberichten die Bands immer nur ab. Ich würde echt gerne mal eine richtig schön zerreißen, aber diesmal war schon wieder keine geeignete dabei, verdammt. Also Kotzreiz: das Einzige, was auffiel, war, dass auf der Bühne nicht so viel Aktion angesagt war, wie bei all den anderen Bands davor. Aber wer Zeilen wie „Scheiße bleibt Scheiße und Punk bleibt Punk“ in petto hat, braucht das vielleicht auch gar nicht und vor der Bühne war ja schließlich genug Aktion. Schönes Ding mit textsicherem Publikum.

Anschließend war ich nicht der Einzige der gespannt auf den Headliner Rawside wartete. In den 90ern ein paar Mal gesehen, aber nie wirklich Fan gewesen. Was die Herren dann aber aufs Parkett legten, lies wirklich das gesamte MUK erzittern. Ein astreines Hardcorepunk-Brett, das ich so wirklich nicht erwartet hätte. Aufgrund des brutalen Pogos zog ich es dann aber doch eher vor, den Rückzug in die hinteren Reihen anzutreten. Man ist ja keine zwanzig mehr, wie die Pestpocken. Aber sehr geil, guck ich mir gerne nochmal an, wenn sie mal wieder in der Gegend sind.

 

Fazit: Ein sehr feines Line-up haben die Gießener da hingezaubert. Schade um ein paar Bands, die ich am gestrigen Abend nicht sehen konnte. Die Mirror Monkeys hatte ich mal in der AU/Frankfurt gesehen und für gut befunden. Außerdem hätte ich gerne mal Frontex mit Uwe am Bass gesehen. Aber Schwund ist immer, wir sehen uns beim 25 Jahre Pestpocken-Festival.


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