
Kai und ich müssen lachen, als wir merken, dass sich heute wohl keiner von uns ins Pogogetümmel im Nachtleben Frankfurt stürzen kann. Er mit kaputtem Bein, bei mir streikt der Rücken. Wir sind halt auch keine 16 mehr, wie damals, als wir bei Konzerten der Abstürzenden Brieftauben stagedivenderweise ins Publikum gesprungen sind.
Alte Bekannte bei den Abstürzenden Brieftauben
Natürlich ist der Zauber von damals verschwunden. Keine wochenlange Vorfreude, kein pünktlich zum Einlass da sein, keine Gänsehaut, wenn das Licht im Saal ausgeht und das Intro ertönt. Und doch ist da auch heute noch dieses gewisse Etwas. Dieses Vertraute, das einen schlagartig um Jahrzehnte zurückversetzt. Als ich den Konzertraum betrete, stehen da die gleichen drei Gestalten zur Begrüßung bereit, mit denen ich auch vor fast 30 Jahren zu den Abstürzenden Brieftauben das Tanzbein schwang. Am Merchstand steht ein gut gelaunter Fabsi, der in unserer Jugend mit seiner Band „Die Mimmis“ und dem Weserlabel auch eine große Rolle spielte. Und zwischendrin sieht man Micro beim Smalltalk mit seinen alten und neuen Fans. Den Opener macht ein Kerl namens Thomas Tulpe. Laptop und Mikrofon, mehr braucht er nicht, um im Publikum für irritierte Blicke zu sorgen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob das jetzt gut oder schlecht war. Fest steht aber, Leute unterhalten kann er.
Abstürzende Brieftauben sorgen für Dauergrinsen
Schnell noch ein Bier, bevor es losgeht und dann wurde auch endlich der Bucklige von der Leine gelassen. Zack, waren alle wieder 20 Jahre jünger und hatten ein Dauergrinsen im Gesicht. Scheinbar bin ich auch nicht der Einzige, der die Texte noch in und auswendig kann. „Was ich nicht mag, das kann ich auch nicht leiden, genau aus diesem Grund lass ich es lieber bleiben…“. Manchmal hakt das Zusammenspiel zwischen Micro und Norm noch etwas, aber zum Einen ist das heute der erste Gig der Tour der Abstürzenden Brieftauben und zum Anderen weiß auch jeder, dass es hier nicht mehr ganz so professionell zu geht wie früher. Nach dem Song „Konrad K.“ gibt es in Gedenken an den verstorbenen Konrad einen extralauten Applaus, sehr schön. Alles in allem ein gelungener Abend mit verdammt vielen Hits. Zu meiner Freude wurde sogar ein Song vom „Krieg und Spiele“ Album gespielt, davon dürfen es beim nächsten Mal gerne noch 1-2 mehr sein. Aber bis dahin gilt wie immer: Der Letzte macht die Tür zu!
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