
Wie zig andere Bands saßen die Dame und die Jungs von Akne Kid Joe während der verschiedenen Lockdowns nicht tatenlos daheim rum, sondern mussten ihre kreative Energie loswerden. Deshalb, nach knapp über einem Jahr, direkt ein zweites Pandemie-Album zu veröffentlichen, ist nicht die schlechteste Idee. Herausragend sympathisch finde ich dabei von Band und Label, dass hier nicht groß taktiert wurde, wann werbetechnisch der beste Zeitpunkt wäre Album drei der Nürnberger:innen loszulassen. Stattdessen raus mit den Liedern. Find‘ ich fein. Sicher, Festivals spielen sie auch einige – das Back To Future aber leider nicht, weil jetzt doch auf 2022 verschoben –, aber das war bei der Veröffentlichungsplanung bestimmt gar nicht klar, ob und was überhaupt stattfinden kann. Insofern aber auch wumpe, denn die Scheibe kann man notfalls auch daheim hören und tiptop Begleitbilder zu dem ein oder anderen Song gibt es auch wieder!
Wie man hört, hat sich musikalisch nix geändert und auch inhaltlich bleibt man in der Spur. Was der großen Palmöllüge Gestern Emergenza war, ist den Jungs von AKJ RiP und RaR. Das mag sich jetzt als negative Kritik lesen, so von wegen, dass sich das vom Text her an die gleich Bubble richtet. Ist es aber nicht wirklich. Denn ähnlich wie Akne Kid Joe geht es mir auch, dass man eben genannter Zielgruppe so einige Texte widmen kann. Meines Erachtens finden sich auf dem neuen Album weitere, die ne große Schnittmenge zu dem Thema haben. Wenn ich mir dazu die Mannheimer Gentrifizierungsorte vor meinem geistigen Auge anschaue, jagt es mir einen eiskalten Schauer über den Rücken.

So gesehen knüpfen Akne Kid Joe musikalisch und textlich dort an, wo sie vor einem Jahr nicht auf Tour gehen konnten. Das tut mir nicht nur leid für sie, sondern ganz klar auch für mich. Denn über die letzten kurzen Jahre habe ich mich schon zu einem Fan der Band gemausert. Auch auf dem aktuellen Album knallt der Deutschpunk und mit Sänger Mattis Stimme bin ich sowieso total in love. So ein einprägsames und für sich alleinstehendes Organ wünscht sich jede Band! Da freue ich mich schon auf die Termine im Herbst und hoffe sie finden auch statt. Einmal, um mir bei den Songs über die offene Abneigung gegen die oben beschrieben Spacken einen abzugrinsen, aber vor allem auch, um Gestern, Heute, Morgen mit Tränen in den Augen so richtig zu feiern. Denn wie schön wäre Anarchie denn wirklich, wenn, ja wenn denn … Aber gut, lassen wir das. Die Jungs von AKJ ist wieder ein fantastisches Album der Band aus Nürnberg geworden und beinhaltet alles, was ich von Punkrock erwarte: Wut, Ablehnung der Norm, Durchblick, Druck und nicht zuletzt einen Hauch Verzweiflung.
Info:
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