BSÍ – ‚Relax, blabla‘

Powerpop-Punk

BSÍ
Foto: Julie Sjöfn Gasiglia

Ziehe deinen schlimmsten Ängsten High Heels an, tupfe ein wenig Lippenstift auf schambesetzte Erinnerungen, lade die Geister deiner Jugend ein, und dann: Lautstärke aufdrehen und alle miteinander tanzen lassen!

Ein Jahr nach dem Debutalbum ‚Sometimes depressed … but always antifascist‘ veröffentlicht das in Reykjavík beheimatete Duo BSÍ nun ‚Relax, blabla‘, eine abermals zweiseitige Angelegenheit, ein Lied laut, ein Lied langsam, und gerade zur richtigen Zeit für den nächsten Sommer.

Das erste und schnellere der beiden Stücke, ‚Jelly Belly‘, lädt zu einer munteren Gruppentherapiesitzung ein, bei der Vergangenheitsschmerzen und Traumata in 157 beats per minute auf Verspieltheit und ansteckende Aufgekratztheit treffen. Die optimistische Dringlichkeit des Songs wird getrieben von einer elektrisierten und doch irgendwie benommenen körperlichen Empfindung, deren Ursprung hier in tiefsitzenden Erinnerungen an toxische Beziehungen liegt. Das prismatische Musikvideo, kreiert von Ugla Hauksdóttir, lässt ihre Charaktere, klein und groß, heiter aufeinanderprallen während sie sich selbst fortwährend in einer verzerrt tapezierten Utopie suchen, finden und neuentdecken. Die schmerzhafte Ohnmacht des sich Versteckens, die Schambesetzung der eigenen Gefühle, die schwere Last rigider (Gender-) Rollenkonzepte und ungesunder Gruppendruck werden über Bord geworfen – es ist Zeit den Schmerz abzuschütteln und Platz zu machen für eine selbstbestimmte Unbeschwertheit.

‚New Moon‘, der sanfte und zweite der neuen Songs, beschäftigt sich ebenfalls mit Erinnerungen, nähert sich diesen allerdings auf andere Weise an. Der Gesang beschwört eine hypnotisierendeVerfremdung herauf; sanfte Jahre der Eigentümlichkeit, in denen das heutige Selbst womöglich als zeitreisende Wegbegleitung auftritt, als Freund:in mit blauen Haaren auf einem ewigen Schulhof voll blonder Menschen.

BSÍ besteht aus den zwei besten Freund:innen Silla Thorarensen und Julius Pollux Rothlaender. Die beiden versuchen sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, ihre Selbstzweifel zu zelebrieren und dabei das zu tun und so zu sein wie sie sich eben fühlen. Das Duo liebt es Konzerte zu spielen und veröffentlicht die eigene Musik selbst und mit Hilfe seiner phantastischer Freund*innen von tomatenplatten (Berlin), post-dreifing und Why Not? Plötur (Reykjavík).

Im Sommer kommen BSÍ für drei Konzerte nach Deutschland und zwar am:

09.06. DE-Berlin – Reykjavík Calling @ FluxBau
11.06. DE-Chemnitz – AJZ Talschock
08.07. DE-Burg Klempenow – Transit Festival

Polytox Redaktion
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