„Den Linken geht der Arsch auf Grundeis“

Rezension & Interview

Ende Oktober legte Christian Baron mit „Proleten, Pöbel, Parasiten – warum die Linken die Arbeiter verachten“ eine Streitschrift vor, die der akademisch geprägten Linken den Spiegel vorhält.

Seit Monaten wird Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ in linksliberalen Kreisen diskutiert. In der Mischung aus Autobiografie und soziologischer Analyse beschreibt der französische Professor, wie er sich aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet hat, vom nahen Tod des Vaters erfährt und so nach langer Abwesenheit in seine Heimatstadt zurückkehrt. Dort muss er feststellen, dass seine ehemals kommunistisch geprägte Familie mittlerweile den Front National wählt.

Mit diesem Bestseller, der im französischen Original bereits 2009 erschienen ist, dürfte der Suhrkamp-Verlag sich zumindest eine silberne Nase verdient haben: Die erste Auflage vom Mai 2016 war schnell vergriffen, sieben weitere wurden bislang nachgedruckt.

Eribon hat einen Nerv getroffen: Die Linke sucht nach Antworten auf den wachsenden Rechtspopulismus – nicht im Kontakt mit denen, die von der Modernisierung abgehängt wurden, sondern in Büchern. Darüber, ob genau das vielleicht ein Teil des Problems ist, spricht Christian Baron im Interview; sein „Proleten, Pöbel, Parasiten“ wird vom Verlag zurecht als „deutsche Antwort“ auf Eribons Werk bezeichnet.


Der Autor

Der 1985 in Kaiserslautern geborene Christian Baron studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Germanistik, arbeitetet zurzeit an seiner von der Rosa-Luxemburg-Stifung geförderten Promotion zum massenmedialen Sozialstaatsdiskurs und ist Feuilleton-Redakteur bei der Tageszeitung „Neues Deutschland“.

www.christian-baron.com


Das Buch

Baron, Christian (2016): Proleten, Pöbel, Parasiten – warum die Linken die Arbeiter verachten. 288 Seiten, Eulenspiegel Verlagsgruppe/Das neue Berlin, ISBN 978-3-360-01311-8, 12,99 Euro


Wie Didier Eribon in „Rückkehr nach Reims“ vereint auch Christian Baron in „Proleten, Pöbel, Parasiten“ Autobiografisches mit gesellschaftspolitischer Analyse. Und auch sein Werk musste bereits nachgedruckt werden. Beide scheinen einen Nerv in linksliberalen Kreisen getroffen zu haben, in denen fieberhaft nach einer Antwort auf den wachsenden Rechtspopulismus gesucht wird. Die Kritik wirft Baron unter anderem vor, anekdotenhaft zu bleiben und keine systematischen, theoretisch fundierten Beweise für die Behauptung zu liefern, warum denn nun „die Linken“ die Arbeiter verachten. Und verkennen dabei, dass Barons Anliegen ein anderes ist. Er will mit seinem Buch eine Diskussion anregen – und wie ginge das besser, als durch überspitzte und pointierte Thesen zu provozieren?

Nein, „Rückkehr nach Reims“ ist nicht das bessere Buch. Dass es sich – bis jetzt – besser verkauft hat, ist dagegen ein weiterer Beweis für die Krise der Linken: Die kauft sich nämlich lieber ein mit 18 Euro unverschämt überteuertes Taschenbuch, in dem ein französischer Professor sich über weite Strecken in intelektuellen Diskursen verliert, als dem abgehängten Prekariat die Hand zu reichen. Natürlich steckt auch Christian Barons Buch voller Anspielungen und verstecker Querverweise; und je gebildeter der Leser ist, umso mehr dürfte er finden – doch ist es bei ihm nicht aufgesetzte Koketterie und wirkt nie gezwungen, es ist ganz einfach Abfallprodukt eines klugen Kopfes, der leidenschaftlich gegen das Unrecht kämpft. Barons Schreibe ist journalistisch, Eribons ist soziologisch. Baron wird konkret, Eribon bleibt schwammig. Kauft euch für das gleiche Geld lieber zweimal Barons Buch, anstatt einmal Eribons, und verschenkt ein Exemplar. Sollten die Adorno-Zitate bei euch schon gut sitzen, dann greift von mir aus zum französischen Pendant. Wenn ihr auf der nächsten Diskussion in der linken Sekte eures Vertrauens mit einem süffigen Bio-Bier in der linken und einer veganen Soli-Wurst in der rechten aus „Rückkehr nach Reims“ zitieren könnt, ist euch – Achtung, Sexismus! – die Bewunderung eurer Perle auf jeden Fall sicher …

Das Interview mit Christian Baron

Zum Aufwärmen ein Witz: Die 17-jährige Chantal hat zwei Söhne, beide heißen Kevin. Woran man sie unterscheiden kann? Am Nachnamen! Lustig oder nicht?

Ich finde solche Witze nicht weiter schlimm, aber auch überhaupt nicht lustig. Wer gesellschaftlich benachteiligte Gruppen verspottet, hat es offenbar nötig, sich über die Schwächsten zu erheben. Und so etwas erregt bei mir keine Heiterkeit, sondern fast schon Mitleid. Das gilt nicht nur für Witze über die sogenannte Unterschicht, sondern auch für rassistische, antisemitische oder frauenfeindliche Kalauer, die sich in Deutschland ebenso großer Beliebtheit erfreuen.

Du lachst über Gender und Veganer – warum nicht über den White Trash aus dem Nachbarhaus?

In meinem Buch kritisiere ich ja nicht in erster Linie die Gender-Theorie oder den Veganismus – beides kann man aus guten Gründen unterstützen. Was mich immer wieder zwischen Zorn und Sarkasmus schwanken lässt, ist die selbstgefällige Haltung, mit der viele Linke die gendersensitive Sprache oder eine vegane Ernährung instrumentalisieren. Fast immer sind es kulturell hochgebildete Akademiker, die meinen, am Gender-Wesen müsse die Welt genesen und wir müssten alle nur brav unser fair gehandeltes Gemüse essen, dann zerfalle der böse Kapitalismus. Von der Spitze der Bedürfnispyramide herab echauffieren sie sich über den angeblichen Pöbel, der seine Töchter in rosa Kleidung zum Supermarkt schubst und sich dort mit billigem Hackfleisch aus der Massentierhaltung eindeckt. Diese Moralprediger verschwenden offenbar keine Gedanken an den entscheidenden Knackpunkt: Wir leben in einer politischen Ökonomie, die Geschlechterklischees strategisch zementiert, Massentierhaltung wegen des Profitprinzips erzwingt und Menschen systematisch so arm hält, dass sie sich kein Fleisch vom Demeter-Bauern oder ethisch einwandfreies Gemüse leisten können. Wer ab Mitte des Monats nicht weiß, wie er die Stromrechnung bezahlen oder sein Kind satt kriegen soll, für den gibt es wichtigere Probleme als diskriminierungsfreies Schreiben. Und über solch harte Schicksale kann ich dann auch nicht lachen.

Satire ist gekränkter Idealismus

Ich hatte als Zivi viel mit Drogenabhängigen, Alkoholikern und Obdachlosen zu tun. Es kam öfter vor, dass sich die Sozialarbeiter über die Klienten lustig gemacht haben; das erfüllte wohl auch den Zweck, Distanz zu den harten Schicksalen zu bewahren. Solange keine Verachtung mitschwingt, spricht doch nichts dagegen, oder? Oder darf nur Satire alles, der Witz aber nicht?

Für mich ist ein guter Witz immer satirisch und gute Satire immer witzig. Da du ihn zitierst, bleiben wird doch mal beim wunderbaren Kurt Tucholsky. Er sagt, ein Satiriker ist ein gekränkter Idealist. Er will die Welt gut haben. Da sie schlecht ist, rennt er gegen das Schlechte an. Darum gewinnt Satire aus seiner Sicht ihre Daseinsberechtigung erst dadurch, dass sie es wagt, dem „dicken Kraken“ an den Leib zu gehen. Mit dem dicken Kraken meint er den globalen Kapitalismus und alle, die von ihm profitieren. Die meisten deutschen Comedians trauen sich nicht, diese Herausforderung anzunehmen. Wenn Menschen wiederum meinen, sie können die negativen Seiten der sozialen Realität in ihrem Alltag nur durch Spott verdrängen, dann sollen sie es meinetwegen tun. Sie dürfen sich dann aber nicht darüber beschweren, wenn jemand geschmacklose Witze über Behinderte reißt, weil er sich deren schweres Schicksal emotional vom Leibe halten will.

Didier Eribon, den du ja auch kurz in deinem Buch anschneidest, schreibt in seinem autobiografischen Werk „Rückkehr nach Reims“ über die wachsende Entfremdung von Arbeitern und Linken. Große Teile des kommunistischen Klientels wählen heute den Front National. Dieses Thema ist zwar nur eines von vielen in Eribons Buch, aber meiner Einschätzung nach ist es der einzige Grund, warum es so viele Leute kaufen – teilst du diese Einschätzung? Warum suchen die Menschen gerade jetzt nach Antworten auf diese Frage?

Auf gut Deutsch gesagt: Den Linken geht der Arsch auf Grundeis. Einerseits stimmt es ja, dass viele ehemalige Wähler linker Parteien zu den Rechten übergelaufen sind. Noch schwerer wiegt beim Aufstieg der Nationalneoliberalen in Europa und den USA aber, dass die „Abgehängten“ gar nicht mehr zur Wahl gehen. Eine Linke, die den von oben geführten Klassenkampf nicht mehr annimmt, darf sich nicht wundern, wenn die Benachteiligten sich von ihnen abwenden. Es waren und sind sozialdemokratische und grüne Parteien, die den Sozialstaat zertrümmern und Kriege führen. Große Teile der radikalen Linken haben wiederum seit Jahren den zentralen kapitalistischen Konflikt zwischen Arm und Reich ignoriert und sich stattdessen nur noch für die liberale Toleranz eingesetzt. Diese These wurde ja auch schon vor Eribon vertreten. Sie wird aber in Deutschland erst jetzt ernst genommen, weil Eribon als schwuler Professor und Foucault-Experte von den identitätspolitisch bewegten Linken als „einer von uns“ betrachtet wird. Und er liefert einen für Deutschland ungewohnten Ansatz: Sein großartiges Buch besticht für mich gerade dadurch, dass es nicht Wissenschaft mit Analyse verbindet, sondern Erzählung und Analyse zusammenführt. Da mag dann nicht jede These durch eine bis zur letzten Nachkommastelle überprüfbare Statistik abgesichert sein. Eribon schenkt uns aber eine klassenpolitische Wahrhaftigkeit, mit der sich gerade die deutsche Linke dringend beschäftigen muss.

Lesen ist ein subversiver Akt

Anstatt sich auf die Abgehängten zuzubewegen und die Antworten dort zu suchen, lesen die von dir als Bessermenschen Bezeichneten lieber Eribons Buch, das schlappe 18 Euro kostet – oder eben deins. Zeigt dieser Umstand, wo die Probleme liegen?

Einer der sympathischsten Züge des klassischen Bildungsbürgertums besteht darin, dass es liest. Ich empfinde das Lesen von Büchern an sich schon als subversiven Akt. Wer Bücher liest, versetzt sich in andere hinein und erkennt, dass jede Existenz veränderbar ist. Das gilt auch für das Politische: Was von Menschen geschaffen wurde, kann von Menschen auch verändert werden. Leider lesen Bildungsbürger aus der radikalen Linken in Deutschland oft nur Sachbücher. Ihnen ist die Belletristik fremd, weil sie immer auf der Suche sind nach theoretischen oder aktivistischen Anleitungen. Daher kommt wohl der Hang zum wissenschaftlichen Kauderwelsch und zum Personenkult, den auch Eribon spüren musste. Als er Ende 2016 hier auf Vortragsreise war, wollte sich niemand mehr auf das Literarische an seinem Buch einlassen. Viele erwarteten von ihm ein Rezept für die Revolution. Damit fühlte sich Eribon unwohl und er verweigerte sich der Rolle als Allespeiler. Ohne, dass ich während des Schreibens der ersten Kapitel von Eribons Werk wusste, habe ich mein eigenes Buch ähnlich erzählend aufgezogen – und bei Lesungen treffe ich auf die gleichen überzogenen Erwartungen. Ob Bessermensch oder „Abgehängter“ – Lesen ist für jeden gut. Warum sollten sich nicht manche Leser meines Buches sagen: „Die da unten“ können ja doch ganz sympathisch sein, vielleicht gehe ich demnächst mal am Freitagabend in die verrauchte Eckkneipe im Randbezirk anstatt in den klinisch sauberen Hipsterclub im Szeneviertel.

Kritiker haben dir unter anderem vorgeworfen, dass du über weite Strecken nur anekdotenhaft aus deinem Leben erzählst – alle nervigen linken Stereotypen bekommen dabei ihr Fett ab: Die vegane WG-Mitbewohnerin, die kein Verständnis für dein proletarisches Bedürfnis nach Fertig-Pizza mit Salami hat, oder die Studenten, die mit ihrem Kenntnissen in leninistischer Literatur prahlen und gar kein Bedürfnis haben, in die Welt hineinzuwirken. So legst du zwar den Finger zu recht in manche Wunde, aber eine systematische Antwort auf die Frage im Untertitel deines Buches – warum denn nun die Linken die Arbeiter verachten –, lieferst du damit wirklich nicht, oder?

Der populäre Charakter meines Buches macht mich angreifbar. Aber genau das will ich ja sein: Dieses Thema muss laut, knallig und pauschal in die Debatte geschleudert werden. Hätte ich, wie das hierzulande bei analytischen Sachbüchern von links meist der Fall ist, einen abwägenden Mehrzeilen-Titel mit fünf Fremdwörtern gewählt oder eine empirische Langzeitstudie mit komplizierten Forschungsmethoden aufgeschrieben, wäre nicht schon nach fünf Wochen die zweite Auflage gedruckt worden. Wir leben ja in der „postfaktischen“ Zeit. Da holt man keinen hinterm Ofen vor, wenn man ausschließlich mit Zahlen um sich schmeißt. Jeder wirft dem anderen vor, dies oder das sei sowieso gefälscht. Wer Menschen befragt und deren Erfahrungen sinnlich fassbar zu Papier bringt, erreicht derzeit vielleicht politisch mehr als ein Statistiker. Zahlen und Daten bleiben unverzichtbar, ich verwende ja auch einige in meinem Buch. Aber ich bin Journalist und sehe meine Aufgabe vor allem darin, die im Untertitel gestellte Frage über Geschichten aus dem Leben zu beantworten.

Du schreibst, dass Linkssein in der Mittelschicht immer moralisch begründet, nicht aber interessengeleitet ist – warum ist das ein Problem?

Niemand kann etwas für seine soziale Herkunft. Da die linke Bewegung in Deutschland sehr akademisch geprägt ist, gibt es dort wenige Menschen mit langfristigen Armutserfahrungen. Ich beobachte aber, dass für viele Linke an die Stelle des Interesses die Moral getreten ist. Moral beruht auf der einst durch das Christentum zum Herrschaftsmittel erhobenen Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Gerade das Böse wird gerne zur Erklärung unfassbarer menschlicher Handlungen verwendet, ohne damit der Erkenntnis näher zu kommen. Sogar die Nazis waren Moralisten. Deren Ideologie fußte auf moralischen Begriffen wie Ehre, Treue, Anstand oder Kameradschaft. Das ist der Nährboden, auf dessen Fundament normale Familienväter zu wissenden Schreibtischtätern wurden. Es waren eben nicht allesamt Monster, sondern banale Bürokraten, die eine moralisch aufgeladene Rechtsgrundlage verteidigten. Wenn Linke verächtlich auf einen angeblich verkommenen Unterschichtsmob oder auf Milliardäre ohne moralischen Anstand blicken, dann steckt darin ebenso die Gefahr der Entmenschlichung.

Plädoyer für einen linken Populismus

Wer an der Verbesserung konkreter Lebensverhältnisse interessiert ist, dem werfen die linksradikalen Bürgerkinder Reformismus vor – andererseits ist Chancengleichheit eben wirklich nicht identisch mit einer solidarischen Gesellschaft. Du hast dich von einfachen Verhältnissen bis an die Uni hochgearbeitet und machst nun irgendwas mit Medien. Aber selbst wenn das gesamte Prekariat deiner Heimatstadt Kaiserslautern die gleichen Bildungschancen hätte, würden nur Wenige einen Job finden, der ihren Qualifikationen entspricht …

Darum plädiere ich ja auch für die restlose Überwindung der Erwerbsarbeitsgesellschaft. Wenn der Einzelne nicht mehr gezwungen ist, seine Arbeitskraft zu ungünstigen Bedingungen an Kapitalisten zu verkaufen, dann braucht es auch keinen Arbeitsmarkt mehr. Arbeit und Existenzsicherung müssen entkoppelt werden, dann ist der idiotische Konkurrenzmechanismus außer Kraft gesetzt. Ich habe Politikwissenschaft studiert und eine Ausbildung zum Zeitungsredakteur gemacht. Ich könnte mir aber vorstellen, irgendwann einmal als Erzieher in der Kita oder als Tierpfleger zu arbeiten. Nicht jeder, der studiert hat, will zu McKinsey oder in den Vorstand der Deutschen Bank.

Am Ende deines Buches plädierst du für einen linken Populismus, der den Klassenbegriff wieder aufnimmt und konfliktfreudig die Themen anpackt, die den Alltag der Menschen prägen. Sind die heutigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Probleme dafür nicht zu komplex? Wäre in Zeiten einfacher Parolen nicht Besonnenheit der wirklich emanzipatorische Ansatz?

Wohin ewiges Abwägen in der Politik führt, das lässt sich gerade in Berlin beobachten. Da wurde der in der Wohnungsbaupolitik radikal auf Seiten der Mieter stehende Andrej Holm von einer mit der Immobilienmafia unter einer Decke steckenden SPD aus fadenscheinigen Gründen aus dem Amt des Staatssekretärs entfernt. Und von der Linkspartei, die Holm ursprünglich berufen hat, kam kein Wort des Widerspruchs. Sie hat sich wieder einmal zu Tode differenziert. Anstatt den Miethaien den Kampf anzusagen und die Personalie Holm kompromisslos mit dem Fortbestand der Regierung zu verknüpfen, luden die Linken zu Stasi-Diskussionsveranstaltungen ein, die nichts mit dem Mietenwahnsinn in dieser Stadt zu tun hatten. Nein, wir brauchen dringend einen linken Populismus, der den Leuten klar macht: Der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte. Dafür braucht es Visionen. Anstatt die großen Probleme in der Flüchtlingspolitik kleinlaut zu leugnen, sollte die Linkspartei die Enteignung von Großkonzernen fordern, damit niemand mehr von Obergrenzen faseln muss. Damit die „Einheimischen“ und die hoffentlich schnell heimisch werdenden Flüchtlinge alle eine erfüllende Arbeit finden können, muss das Gewaltsystem Hartz IV verschwinden, ebenso jeder Erwerbsarbeitszwang. Regierungsbeteiligungen bringen in aller Regel nur die Gegenseite weiter, weil der in Koalitionen mit kapitalistischen Parteien eintretende Sachzwang die Politikverdrossenheit verschärft. Opposition ist ein urdemokratischer Gedanke. Den müssen die Linken für sich entdecken, damit sich der gruselige Aufstieg der Rechten als aufhaltsam erweisen kann.

Zum Weiterlesen

„Am Ende bleibt, trotz aller Versuche, eine positive Perspektive zu konstruieren, dann doch: Ratlosigkeit“

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/proleten-poebel-parasiten-von-christian-baron-rezension-a-1124978.html

„Wo Eribon mit dem Skalpell seziert, nimmt Baron die Kettensäge“

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/kettensaegenmassaker

 

Tilmann Ziegenhain
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2 Kommentare

  1. Toller Artikel! „Rückkehr nach Reims“ gibt es jetzt übrigens für nur 4,50€ als Lizenzausgabe in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung!

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