
4x Deutschpunk von räudig bis melodisch, 4x mehr als ordentlich gespielt: In den Ring steigen G31, Nonstop Stereo, Ernte 77 und Schöner Sterben mit Heroin und Korn.
G31 – Alles auf Null
Ich habe ja ein Faible für Punk aus Hamburg. Viele meiner liebsten Band kommen aus der Elbstadt. Angefangen bei Abwärts, Slime, Razzia, Angeschissen (und alle anderen Rachut-Bands) über …But Alive, frühe Tocotronic, Kettcar und Tomte (okay, sind alle nicht direkt Punk, aber egal) bis zu aktuellen Bands wie Notgemeinschaft Peter Pan oder Plastic Propaganda: Bands aus Hamburg haben einen kleinen Bonus bei mir (vielleicht auch, weil ich die Stadt so liebe). G31 sind auch aus Hamburg, bestehen aus alten Szenehasen und existieren seit 2015.
“Alles auf Null” ist ihr Debütalbum und das kann sich hören lassen. Die 13 melodischen Deutschpunksongs heben sich vor allem durch Mitras Gesang etwas aus der grauen Masse ab. Mich erinnert das ein bisschen an die leider längst verblichenen Back Chats aus Bonn. Die Texte verzichten glücklicherweise auf die gängigen Floskeln und variieren von okay über verstehe ich nicht bis zu peinlich bei “Sexistische Frauen”. Insgesamt also ein okayes Debüt, das sich gut in einem Rutsch durchhören lässt, dem aber die Hits fehlen, die sich im Gehörgang festsetzen. Vielleicht kommt das ja noch mit der nächsten Veröffentlichung.
Info:
“Alles auf Null” kann direkt bei der Band für 10 Euro plus Porto bei c.boettjer@gmx.de bestellt werden
Band Website: https://de-de.facebook.com/G31Punk/
NONSTOP STEREO – Solides Grundrauschen LP
Ehrlich gesagt bin ich etwas überfragt, was mit diesem Album ist. Es lag ohne Anschreiben oder sonstiger zusätzlicher Informationen in meinem Briefkasten. Wenn normalerweise Musik in meinem Briefkasten landet, ist damit meistens der Wunsch um ein Review verbunden. Ich tippe einfach mal, dass es hier auch so ist.
Ich weiß auch nicht, warum gerade jetzt “Solides Grundrauschen” wieder veröffentlicht wird, denn im Original dürfte das Album vor rund 10 bis 15 Jahren veröffentlicht worden sein. Nonstop Stereo waren die Nachfolgeband von Bash beziehungsweise von deren Sänger. Und in die Richtung der späten Bash ging auch dieses Album. Toller Punkrock, der mir vor allem durch seine Texte sehr zusagt: Statt oller Floskeln gibt es Alltagsbeobachtungen und kleinen Geschichten aus dem Leben. Das finde ich in der Regel viel spannender und deshalb fand ich “Solides Grundrauschen” schon bei Erscheinen ziemlich klasse. Und jetzt 10 bis 15 Jahre später, finde ich das immer noch. Ein zeitlos gutes Album!
Nachtrag 8.5.2018: Hätte ich das Booklet mal bis zum Ende durchgelesen. Da finden sich alle Infos. „Solides Grundrauschen“ war vor zehn Jahren die erste Veröffentlichung von RilRec, erschiene damals aber nur als CD, weshalb jetzt zum Jubiläum die Platte endlich als LP erscheint.
Format: LP
Label: RilRec
Website Band: www.nonstop-stereo.de/
Website Label: https://rilrec.de/
SCHÖNER STERBEN MIT HEROIN UND KORN – s/t
Yeah, Schöner Sterben mit Heroin und Korn veröffentlichen ihre erste 7″. Die überrascht mich positiv. Denn ich habe das Quartett um die Exil-Wiesbadener Fat T und MC Blaue Bohne schon ein paar Mal live gesehen und das war schon derber Shit. Doch mittlerweile kann man sich das echt anhören. Klar, dass ist immer noch räudig as fuck, eine Band wie Frontex klingt dagegen wie glattpolierter Melodycore.
Sechs Lieder gibt es auf der Single zu hören. Es geht gegen Touris am Timmendorfer Strand, Pegida-Arschlöcher, gegen Elektrokiddies, Dummbabbler und das Arbeitsamt. Dazu gesellt sich mit „Komm zurück“ ein Song, der einem alten Freund/einer alten Freundin nachtrauert. Dazu bollert das Schlagzeug im besten Uffta-Uffta, Fat T kann mittlerweile mit der Gitarre nicht nur Bier öffnen, sondern ihr sogar halbwegs hörbare Töne entlocken und unterstützt Little A sogar manchmal am Gesang. Deutschpunk wie schnörkelloser nicht sein könnte, mit gehörig Wut im Wanst und einem tiefen Bückling vor den 80er Jahren und Cotzbrocken, Brutal Verschimmelt oder M.A.F. Schön, schön. Und jetzt einen Korn hinterher.
Info:
Format: 7″
Band Website: www.ssh-k.de
Ernte 77 – Gebenedeit unter den Punkbands
Bevor wir zu Ernte 77 noch zwei, drei Sätze vornerweg. Ich liebe Knochenfabrik und Supernichts. Die beiden Kölner-Bands wurden und werden zu Recht abgefeiert wegen ihrer zwar witzigen, aber meist bitterbösen Texte. Aber wie das so ist, wenn irgendetwas gut und erfolgreich ist: die Copy Cats lauern an jeder Ecke und versuchen das Pferd zu Tote zu reiten. Womit wir bei Ernte 77 wären.
Die kommen wie Knochenfabrik und Supernichts ebenfalls aus Köln und versuchen anscheinend in die Fußstapfen von Supernichts zu treten. Musikalisch und textlich erinnert das schon stark an Supernichts. Die Qualität von Supernichts erreichen sie dabei freilich nicht einmal im Entferntesten. Musikalisch noch halbwegs gefällig, textlich nur einfach blöd, und der Gesang ist einfach übel. Man muss schon eingefleischter Ernte 77-Fan sein, um dem etwas abgewinnen zu können. Sorry. Ich kann damit nichts anfangen. Da höre ich mir lieber die Originale an. Die sind wenigstens witzig.
Info:
Format: LP
Label: Astroholz Records
Band Website: www.facebook.com/rentemit77
Label Website: www.astroholz.de/
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