
Ihr habt mir Anfang/Mitte der 90er mit euren ersten drei Alben einen ordentlichen Soundtrack für meine Jugend geliefert und mich auch sonst immer gut zu unterhalten gewusst. Ihr habt Songs geschrieben, die mal provoziert, mal polarisiert haben. Ich erinnere mich noch, wie ihr mal auf der Bühne während des Songs „Free Hash“ ordentlich einen durchgezogen habt. War ne schöne Zeit, alles schön, alles gut. Aber wenn ihr jetzt schon anfangt MICH zu schocken, dann hat unsere Liebesbeziehung bald ein Ende.
Ich muss euch hoch anrechnen, dass ihr keine Band seid, die nur in ihrer Anfangszeit mal ein geiles Album abgeliefert hat, sondern gerade mit den neueren Veröffentlichungen so richtig runde Scheiben abliefert. Und auch jetzt auf der „3D“ sind wieder verdammt gute Songs drauf. Schon der Opener „Ikarus“, in dem es scheinbar im weitesten Sinne um Julian Assange geht, geht gut nach vorne und danach direkt ins Ohr. Bei „Brennt alles nieder“ weiß man schon jetzt, dass es live ein Mitgröhl-Brett werden wird, auch wenn einem der Text dabei eigentlich im Halse stecken bleiben müsste. „Wir sind das Volk und fegen alles andere fort und die da drinnen sind halt heut am falschen Ort“ heißt es da so passend und ekelhaft zugleich, um in einem späteren Song direkt noch drauf aufmerksam gemacht zu werden, dass bald erst noch der Winter kommt, bei dem wir uns warm anziehen müssen. Klingt bitter und wahrscheinlich leider wahr. Und zum Glück habt ihr, wie eh und je, zum Durchatmen auch etwas lockerere Songs am Start. Das großartige „Zusammen“, „Ohne mich“, oder „Wenn ich groß bin“ lockern das Album im positiven Sinn auf.
Sehr geile Platte eigentlich, gäbe es da nur nicht diese eine Sache, über die ich einfach nicht hinwegsehen kann. Ich hab´s probiert, dachte, Marco, sei mal ein bisschen toleranter. Aber ich kann es einfach nicht tolerieren, verstehen und akzeptieren, dass euer Sänger Gunnar jetzt mit Oberlippenbart unterwegs ist. OBERLIPPENBART! Das kommt gleich hinter Nazis, Aluhutträgern und schalem Bier! Bei der Gelegenheit zitiere ich gerne noch zwei Zeilen aus „Ohne mich“: Das kannst du machen, denn verboten ist das nicht. Es ist so vieles möglich, doch aus meiner Sicht, kann man das alles machen, muss man aber nicht!“
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