Irgendwann noch bevor die Uhr 2016 auf die Winterzeit umgestellt wurde, meldete sich mein Freund Kesselpunks-Martin aus Stuttgart bei mir, weil Green Day Anfang 2017 in der Mannheimer SAP-Arena zocken würden. Also einer recht großen „Mehrzweckhalle“, in der beispielsweise die Mannheimer Adler erst 2015 Deutscher Eishockeymeister wurden, oder die Rhein-Neckar Löwen 2016 Deutscher Handballmeister. Sportveranstaltungen, die gerne auch mal fünfstellige Besucherzahlen anlocken. Das ist jetzt zwar nicht wirklich ein Umfeld, in dem ich ein Konzert genieße, aber was tut man nicht alles für einen Freund. Vor allem, wenn er sich darum kümmert, dass wir dort für lau erscheinen können. Er organisierte nämlich im Vorfeld der Show ein Interview mit The Interrupters und schwupps waren wir zwei von den angeblich rund 11.000 Personen, die den Abend miterlebten. Und so sah der dann aus – nähere Beschreibungen findet ihr, wenn ihr die Bilder anklickt.
Aha, so sieht die Band also aus, mit der wir eben noch redeten. Ich schau mir das jetzt mal an und warte auf Martin. Der steht nämlich irgendwo da vorne und macht Bilder aus dem Graben.
Da schau an, das ist gar kein Aluhut, den die Sängerin da aufhat. Auf die Entfernung sieht das wie ein klassischer Pork Pie aus. Wie ich auf die Kopfbedeckung komme, die man Verschwörungstheoretikern andichtet? Naja, Aimee soll dafür ne Schwäche haben.
Okay, ist gut jetzt. Das Backdrop ist toll, die Musik klingt ganz arg nach Rancid – was kein Minuspunkt ist, aber eben nicht zum Alleinstellungsmerkmal beiträgt – und die wollen wir doch jetzt gleich nach der Bierpause sehen.
Da isser aber nu überrascht der Herr Kesselpunk. Mir gab er vor ein paar Jahren noch Handyverbot, wenn wir uns trafen. Doch wie das eben so ist, bei üüühm ist das ja natürlich was gaaanz was anderes. Tststs …
Los geht’s, die Rockstarts kommen auf die Bühne. Unfassbar, die Band hat mal in ner Mannheimer Disco vor rund 100 Personen gespielt und jetzt sind das nicht einmal 1% der Anwesenden? Egal, die vielen Aaahs-Ooohs braucht man wirklich nicht in jedes Lied einbauen.
Kurz vor diesem Bild hat Sänger Billie Joe Armstrong einen weiblichen Fan bis zum Ende ihrer Tage glücklich gemacht, indem er sie auf die Bühne holt und sie ein paar Textzeilen mitträllern durfte und dann stagedivend ins Publikum klatschte.
Ach herrje, was steht denn da vor mir. Wäre doch besser das Licht dunkler geblieben. „Sei leise Bocky leise und frag dich besser nicht, was auf dem Weg bis hierhin geschehen ist“, geht es mir durch den Kopf. „Arschlecken“, geht es weiter, „bei der Bierzeltnummer auf der Bühne überrascht mich das nicht wirklich“.
Das Backdrop wird plötzlich blutrot. Ich glaube auch langsam an irgendwelche Mächte, die meinen Kopf scannen. Vielleicht ist es die Frei.Wurst-Frau, sie ist nämlich plötzlich nicht mehr da.
Idiotenobjekte gibt es aber genug. Und irgendwie müssen Falk und ich uns überlegen wie wir in den Blog Bewegtsequenzen hier einbauen können. Denn erst dann würdet ihr verstehen, wie es der adipöse junge Herr mit hellblauem Hemd überhaupt bis in meine Kamera geschafft hat. Wobei, liest man die Beschreibung zu ihm und dass wir gerade angeblich bei ner Punkband sind, erschließt sich das von selbst.
Wo, verdammte Axt, ist mein Aluhut. Hier ist schon wieder alles blutrot. Der hellblaue Schwabbel verschwindet aber nicht. Hm, würde mich aber auch wundern, wenn das klappen würde. Wäre das der Fall, hätte ich die Besucherzahl innerhalb kürzester Zeit massiv reduziert. Am End‘ würde dann aber auch keine Musik mehr laufen.
Ein neues Bühnenbild, das mir wesentlich besser gefällt.
Diese verrückten einzelnen Ausdruckstänzer, die es immer gibt, hoppeln auch hier herum. Aber hey, der ist Fan, freut sich wie bolle und wird sicher sehr gut schlafen.
Kurz mal umgedreht: Die Butze ist schon recht voll. Hm, hätten wir uns an die Tickets gehalten, die wir bekamen, würden wir jetzt irgendwo da oben in der Mitte genau unterm Dach hängen. Zum Glück sind wir voll die Rebellen mit großen Blasen – Prost.
So, noch ein paar Zugaben und dem Herrn Kesselpunk zugeschaut wie er langsam auch zum Ausdruckstänzer wird.
Heieiei, ganz schön blass ist er, der Bub. Aber keine Sorge, natürlich liegt das an dem Blitz meines Profigeräts. Trotzdem würde überschwängliche Freude deutlich anders aussehen. Der Fazit des Abends: Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul – oder macht sich nen Spaß daraus.
Aus dem Pfälzer Wald getrieben, schaffte es Bocky gerade über den Rhein bis nach Mannheim. Ende der Neunziger konnte er sich bis 2004 nicht entscheiden, ob er mit seinen Freunden lieber das Fanzine Pogo Presse veröffentlicht oder Punkkonzerte, Lesungen und Parties organisiert. Kurzerhand hängte er beides an den Nagel, um sich bald danach auf das Punkrock!-Zine zu konzentrieren. Doch nach knapp zehn Jahren und 24 Ausgaben wird dieser geile Lappen ebenfalls eingestellt. Nun markiert er erneut den Zampano aus der Asche.
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