
In einem Land vor unserer Zeit lag einst Karl-Marx-Stadt. Heute heißt die drittgrößte Stadt Sachsens Chemnitz und – Überraschung – von genau dort kommt die Gruppa Karl-Marx-Stadt. Mit ihrem dritten Album laden die fünf Jungs erneut zur Russendisko. Musikalisch oszillieren die dreizehn Songs irgendwo zwischen Balkan-Beats und Ska, mit Abstechern zu Elektronik, Pop und Hip-Hop; und das meistens ziemlich schnell, schon der Opener „Merde, Scheiße, Fucking Bliad“ zeigt, wo die Reise hingeht: ins schweißtreibende Humptata mit einer Extra-Portion Blechgebläse.
Obwohl das Ganze auf hohem Niveau eingespielt und punktgenau produziert wurde: Eine Band, die neben der Bloodhound Gang („The Bad Touch“) auch noch den Spice-Girls-Song „Wannabe“ mit auf eine Langrille presst und im Gangsterstyle darüber rappt, dass die eigene „Babuschka“ (Oma) ja wohl die krasseste überhaupt ist, sollte – und will wahrscheinlich auch – nicht ganz ernst genommen werden. Zumindest gilt das für die mitunter anzüglichen, teils deutsch, teils russisch vorgetragenen Lyrics des in Sibirien geborenen Frontmanns Alexey. Übrigens: Das Album heißt nur deshalb „Magnitola“ (russisch für „Autoradio“), weil die Band auf dem Cover vor einem russischen Oldtimer der Marke Wolga posiert. Wie Karl-Marx-Stadt wohl nichts für die Ewigkeit, aber definitiv partytauglich – selbst ohne Wodka und Russischkenntnisse.
Format: CD/LP
Label: Soulfire Artists
Bandwebsite: www.gruppa-kms.de
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