Mitten durch den Kopf #1

Von Herzen

Mitten durch den Kopf

Da war der ja gar nicht mal so geil, dieser November.

Politics Not Dancing

Copyright: Charles Deluvio

Beginnen wir mal da, wo er gefühlt für alle begann, um das Thema schnellstmöglich zu schließen: In den US and A wurde ein neuer Präsident gewählt und es hat ein paar Tage gedauert, bis klar war, dass Johannes Biden den Irren Clanführer im Weißen Haus ersetzt. Dass die Wahl so knapp ausging, hat sich niemand gewünscht, denn von Schland aus gesehen, scheinen die 50 Staaten der USA ziemlich gespalten zu sein. Das tagelange Hin und Her war dabei sicher nicht harmoniefördernd. Immerhin blieb der von diversen Seiten herbeigesehnte Bürgerkrieg aus, weil Proud Boys und Konsorten offensichtlich doch nicht mehr als ein idiotisches Säbelrasseln waren. Jetzt sieht es sogar so aus, dass das Organgengesicht mit Meerschweinchen auf dem Kopf, seine Niederlage eingesteht und bis 19. Januar auszieht. Bloß glaube ich das erst, wenn es tatsächlich passiert ist und wünsche ihm dann möglichste viele Klagen an den Hals. Die hat er sich verdient.

Zum Nachfolger Biden dann wann anders mehr.

 

Ziemlich abartig war ein Tag vor den US-Wahlen der Amoklauf eines jungen Mannes in Wien. Hm, was den dazu veranlasste am Abend vor dem österreichischen Lockdown Leute abzuballern, müsste man mal verstehen. Also was treibt jemanden an sowas zu tun? Wie matt muss man dafür in der Birne sein, sich zu bewaffnen, sich in die Innenstadt aufmachen und versuchen möglichst viele Menschen zu töten. Gut der Mann war wohl schon seit Längerem als Extremist bekannt und hatte diverse Male versucht in ein Land auszureißen, um sich dort als überzeugter Kämpfer zu verdingen. Doch was passiert da vorher? Was bringt einen soweit? Soziale Kälte, über mehrere Jahre? Oder halt einer dieser Quoten-Bekloppten, die immer mal irgendwo auftauchen? Ich weiß es nicht. Interessant fand ich aber, wie schnell ich das Video des in den Oberschenkel geschossenen Polizisten und ein paar weitere gesendet bekam. Moment, ich schau nochmal: Nach nicht mal zwei Stunden hatte ich das Material, das später durch die Medien ging.

 

Ebenfalls noch recht früh im Monat hörte man kurz, dass die Gesetzesänderungen in der Fleischverarbeitungsindustrie wohl doch bloß großes Getöse war. Heidewitz, da war ich aber mal wieder so gar nicht überrascht. Denn wo kommen wir denn da hin, wenn Kurt, Ursel, Tian oder Adriana Gammelfleisch nicht für unter € 5,- pro Kilogramm in sich reinekeln können? Wenn schon Fleisch, wieso dann so einen Rotz? Es trinkt doch auch keiner Bier, in das vorher reingekotzt wurde, oder?

Okay, gerade die Tage hat man sich wohl doch auf Tarifverträge geeinigt. Aber dann irgendwie nicht so richtig. Denn beim Schlachten und Zerlegen sind Leiharbeit doch noch okay, um Spitzen abzudecken. Da würde ich mal gerne die Definition der Spitzen hören und wer das ganze System überwacht, nachdem die dumme Sau Glöckner weniger Lebenmittel-Kontrollen beschlossen hat, weil das Personal dafür fehlt!? Einstellungen selbstverständlich ausgeschlossen.

 

Was dafür jeder hinkriegt ist der Lockdown-light bis irgendwann um Weihnachten herum, da dürfen alle mitmachen – mal mehr, mal weniger. Ab irgendwann um Weihnachten herum bis vielleicht Sylvester ist Pause angesagt. Dann darf man sich mit bis zu unterschiedlich vielen Personen aus keine Ahnung wie vielen Haushalten treffen – Kids bis 14 Jahren zählen nicht mal dazu. Wie saudoof ist dass denn bitteschön? Unkonkret bis ins Letzte. Klar ist das insgesamt alles ziemlich schwierig zu entscheiden und zu diskutieren. Aber so? Zudem darf man gespannt sein, welche Regelungen in drei Wochen tatsächlich gelten. Ansonsten ist mir das wumpe, da wir sowieso nie auf so viele Personen kommen. Stattdessen bereite ich mich auf einen völligen Lockdown, spätestens nach den Ferien im Januar vor. Frohes Neues. Schön wäre, wenn ich nicht recht hätte.

Gsella
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Leider völlig aus jeglichem Blick verschwunden ist, sind die Menschen unter anderem auf Lesbos. Man hat lediglich gehört, dass nach dem Brand ein neues Zeltlager aufgebaut wurde, wo die Zustände nicht so gut sind. Gut, einmal hörte man auch von Zelten, die bei Regen weggeschwemmt wurden. Aber nichts über die Grundversorgung, Hygiene oder medizinische Versorgung. Wenn man sich nicht für das Thema interessiert, dann kann man das geflissentlich vergessen, bei der Fülle von Infos, mit der man täglich zugeballert wird. Ich bekomme da aber das kalte Kotzen, wenn ich abseits der großen Medien lese und höre, wie die Menschen auf dieser griechischen Insel jetzt vor sich hin vegetieren. Bei derzeit um die 15° Celsius, hin und wieder Regen, ungeschützt direkt an der Küste. Wie asozial muss man als Mensch und Politiker sein, um so etwas durchgehen zu lassen und kälter wird es dort demnächst ja auch? Da habe ich nicht mal die Push-Backs von den coolen Typen von Frontex geredet, die wir mit unseren Steuern finanzieren. Die können eh machen was sie wollen, weil sie staatlich geschützt sind. Da muss vielleicht mal jemand mit ner hohen Abfindung seinen Taser und Barett abgeben, aber das war’s dann schon. Frei nach Slime „Legal, Illegal, Scheißegal“.

Triggerwarnung: Sowas macht keinen Spaß zu schauen.

Und das hier auch kein bisschen mehr

Auch ein Sackbahnhof der Evolution ist die jetzt bekannteste Jana aus Kassel. Ich denke dazu haben andere schon deutlich besser darauf hingewiesen, dass dieses Stück geistige Elend Glück hat in Deutschland zu leben, wo man seine frei, wenn auch grenzenlos dumme Meinung sagen darf, ohne dafür belangt zu werden. Außer natürlich mit absolut berechtigter Kritik. Immerhin hat sie dafür gesorgt einen etwas verwirrtem Mann die Augen zu öffnen, für welche geistigen Tiefflieger er den Ordner abgibt. Danke Jana, so hast du hoffentlich nachhaltig zumindest einen Menschen gerettet und zig anderen mit deinem Geheule eine Freude gemacht. Obwohl du dich hinterher gefangen hast und doch noch deinen Dünnschiss loswurdest.

Ein kleiner Lichtblick in der Novemberpolitik: Gauland liegt im Krankenhaus.

No Culture No Hope

Gesellschaftlich und kulturell ging in dem Monat herzlich wenig, wie die Monate zuvor eben auch schon. Mittlerweile leide ich wie ein Hund. Ob Kneipen, Clubs oder Futterbutzen, alle meine bevorzugt heimgesuchten Orte sind dicht. Inwiefern das aufgrund von Corona gerechtfertigt ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Die dafür zuständigen Stellen wohl aber auch nicht, wenn sie bei 75% der Menschen nicht wissen, wie sie sich angesteckt haben. An sich ist mir das aber auch egal. Denn wichtig ist für mich, dass wenn der ganze Scheiß ausgestanden ist, so Läden wie die Hackerei, das Blau, das Maloik und andere kleinere Schuppen auch wieder ihre Tore öffnen. Denn die sind es doch, die das Leben ausmachen. Saturn, H&M und wie sie alle heißen, interessieren mich einen Scheiß. Die sollen ebenso verrecken wie der ungezügelte Kapitalismus, dem sie hinterherhecheln und ihn sich zunutze machen, um Menschen zu geißeln.

Der Coronapolitik nach wird der Novemberhilfe sicher nicht nur die Dezemberhilfe folgen. Meine Hoffnung in Richtung „Überlebende“ steigt bei dem Gedanken nicht wirklich und ich habe auch keine Lust mehr deshalb noch mehr Solishirts zu kaufen. Denn meiner Meinung nach folgt man da schlicht einem Gedanken des kapitalistischen Konsumgedankens: Es wird gekauft, obwohl man es nicht braucht. Ehrlich gesagt nicht mein Stil. Weitere Crowdfunding-Aktionen würde ich hingegen gerne unterstützen. Bloß diesmal vielleicht mit etwas mehr Transparenz. Denn bei einigen Nummern musste ich schon staunen, welche Zahlen da aufgerufen wurden. Ohne für mich ersichtlichen Grund. Ne klasse Idee sind übrigens DIY-Verbauchsmaterialien. Bspw. gab’s in der Karlsruher Hackerei am ersten Advent selbstgemachten Eierlikör in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Top Idee und schmeckt besser als jedes Shirt!

Und ne Crowdfundingaktion gibt es auch wieder. Da interessiert mich übrigens die Transparenz nicht. € 15.000,- für den Aufwand, der da in „normalen“ Zeiten läuft, finde ich tasächlich überschaubar. Spenden kann man hier: Alte Hackerei forever!

Den Abend vor’m Lockdown-light begab ich mich nochmal richtig in Gefahr und war im Kino. „Und morgen die Ganze Welt“ heißt der Film, der zum größten Teil in Mannheim gedreht wurde und ging dann die Tage als deutscher Bewerber in’s Oscarrennen. Huiuiui, kein Wunder, dass es um die Filmbranche so schlecht steht, wenn sowas für den bekanntesten Filmpreis herhalten kann. In dem Streifen geht es um eine Tochter aus reichem Haus, die in eine Polit-WG zieht und in die linksextreme Szene „abrutscht“. Mehr will ich nicht spoilern. Doch alle Klischees, die ihr euch gerade vorstellt, werden bedient. Die sind zwar im einzelnen nicht völlig abwegig, aber so viele Details kann man halt nicht in knappe zwei Stunden packen und ein Lob erwarten. Charakter- oder sonstige Entwicklungen erwartet man vergeblich. Auch wenn Regisseurin Julia von Heinz angeblich viel eigene Erfahrung mit eingebracht hat, so ist die Umsetzung ganz schön mäßig. Irgendwie ein Film, der untermauert, dass Serien für komplexere Themen besser sind.

Da lobe ich mir meine neuerliches Interesse an Jan Böhmermann, der es mit seiner Sendung aus dem Sparten- auf den ZDF-Hauptsender geschafft hat. Da schau an, der Kerle ist ja doch informativer als ich dachte und mit seinem Humor komme ich auch besser klar, als ich ihn stellenweise erlebte. Hm, manchmal muss man mir Dinge auch einfach so vor die Nase setzen, dass ich nicht viel machen muss, bzw. meine Muster beibehalten kann. Sprich, freitags nach der „heute-show“ muss ich nichts anderes suchen oder ausschalten, sondern hole mir lediglich nochmal ne Portion Chips und Bier. Klasse. Hoffentlich bleibt das so und die beiden Sendungen überschneiden sich bald nicht mehr so oft in den Themen sowie sehr ähnlichen Scherzen dazu.

Punk ist das Geilste

Schon etwas länger schmökere ich in dem mir neuen Fanzine „Rauditum“. Das kann ich weiterempfehlen, wenn man auf eine stabiles Weltbild steht, das gleichzeitig undogmatisch daherkommt. Oi! hat ebenso seine Daseinsberechtigung wie Skinheadkult oder aber auch politischer Hardorepunk. Zur reinen Unterhaltung gefällt mir das sehr gut und freue mich schon jetzt auf neue Ausgaben von den linken Skins aus Dresden.

 

Ebenfalls neu ist, dass bei den Frankfurter Scheisse Minnelli nun auch jemand von den Toy Dolls und RKL (!) zockt. Wie Sänger Sam das hinbekommen hat würde mich interessieren, würde ich es nicht schon wissen. Bestimmt hat er die Beiden mit seinem unschlagbaren Charme bezirzt, der von Bier zu Bier steigt. Ich find den Tüpen einfach ganz große klasse. Das Video macht auch Spaß, schaut selbst:

Nicht zu toppen ist die überarbeitete Version von „Network Of Friends“, das Helge Schreiber im November endlich veröffentliche. Das konnte nicht früher rauskommen, weil dem Package eine LP beiliegt, die nicht gepresst werden konnte, weil irgendeine große Band alle Presswerke Schlands und wohl auch darüber hinaus belegte. Keine Ahnung mehr, ob es AC/DC oder Metallica waren. Ist dann auch egal, weil jetzt ist das Buch da, samt Sampler, Buttons, Sticker und Konzertplakaten. Insgesamt ein wichtiges Teil, weil Geschichte über europäischen Hardcorepunk-Szene der 80er Jahre, an dem sich entsprechen Protagonisten aus zig Ländern beteiligen. Wie man es sich wünscht, ist es ein authentischer Blick hinter die Kulissen, der richtig viel Spaß macht zu lesen, weil es um deutlich mehr geht, als bloß Musik!

Während Helges Werk von einer Zeit berichtet, als Punk hierzulande noch wild und gefährlich war, ist es das in Belarus tatsächlich heute noch, wie wir alle mitverfolgen können. Doch umso länger die Proteste gegen den Diktator Lukaschenko dauern, desto weniger wird berichtet. Auf den Barrikaden stehen derweil noch die drei Punketten von Messed Up. Die hauten kürzlich einen Song via Audiolith gegen Staat und Vaterland raus, der sicher dafür sorgen wird, dass den Damen vor Ort nicht langweilig wird. Bleibt zu hoffen das der Depp Lukaschenko wirklich seinen Allerwertesten von Dannen schiebt, weil ihm solche Honks wie Putin den Rücken nicht mehr stärken. Wie wahrscheinlich das ist? Ich weiß es auch nicht? Dafür aber, dass man aus politischer Korrektheit dazu überging Belarus zu sagen und nicht mehr Weißrussland.

Zum Schluss noch eine Aussicht auf den 11. Dezember, wenn The Baboon Show eine 4-Song-Ep veröffentlichen. Quasi ein Teil des eigentlich neuen Albums, das hätte kommen sollen, aber wegen des omnipräsenten Themas dieser Tage verschoben wurde. Wie an anderer Stelle schonmal erwähnt, bin ich froh, dass sie nicht nur punktuell zwei Gänge rausgenommen haben, sondern alle neuen Titel einen nicht extrem fickerig machen und man sich dringend bewegen muss. Denn egal wo in der eigenen oder einer anderen Wohnungen, der Entzug den Putz von den Wänden zu hauen saugt mittlerweile mächtig.

Soweit mein Monatsrückblick auf den November 2020. Bleibt tapfer, nix wird besser und vielleicht lesen wir uns Anfang Januar wieder.

Bocky
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