Mitten durch den Kopf #3

Polytox Monatsradar

Mitten durch den Kopf

Politics Not Dancing

Muahaha, letzten Monat kündigte ich an, jovial zu kommentieren wie das mit dem ruckeligen Impfstart ist und wie der sich auf irgendwelche Lockerungen in Bezug auf Corona betrifft. Ehrlich gesagt möchte ich dazu gar nicht viel sagen, ich denke es ist allseits bekannt, dass da was so gar nicht rund lief im Januar. Eigentlich ist gar nicht zwangsläufig von einem Impfchaos zu reden, bei dem es nicht so rund läuft und man sich erst eingrooven muss. Denn so weit ist es ja noch gar nicht. Schließlich gibt es kaum Stoff, denn man sich in die Adern rammen lassen kann. Es ist echt lustig dem Trauerspiel zuzuschauen wie sich diverse Politiker*innen bei dem Thema winden und Schland die einstige Föhrerschaft in punkto Organisationtalent abgesprochen wird. Und komm‘ mir jetzt bloß keiner mit Europa!

Ich habe dafür bereits über drei Wochen Homeschooling hinter mir und bin gespannt wie viele Wochen das noch weitergeht. Wobei, gespannt bin ich mittlerweile nicht mehr was Corona betrifft. Zumindest derzeit versuche ich mir das Thema einfach nur noch interessiert anzuschauen und mit der Situation bestmöglich umzugehen. Zur Besserung beitragen kann ich ohnehin nur, indem ich öfter To Go bestelle, hier und da was supporte und mit Freunden hauptsächlich online in Kontakt bin.

Dabei kam letztens zur Sprache, dass es sogar noch andere Themen auf dieser Welt gibt als dieses beschissene uns alle ausbremsende Hass-Virus. Auf Anhieb fiel mir Volldepp Scheuer Andi ein, der, wenn er wenigstens ein bisschen Arsch in der Hose hätte, endlich das Handtuch werfen würde. (1)(2)

Oder Julia Glöckner, die dumme Lobbysau und Landwirstschaftsministerin, die weiterhin das System stützt, dass dort wo schon viel ist, noch mehr hin muss und nach wie vor kein großes Interesse an Klima- und Tierschutz hat. (3)

Bzw. Mogel-Manu-Schwesig, die im Rahmen von Nordstream 2 eine Klimastiftung gründen will, in die das Land Meck-Pomm ordentlich Kohle reinbuttert und die Firma Gazprom ebenso. Äh, sind das im Grunde nicht die, die Nordstream 2 bauen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. (4)

Persönlich steht jedoch allen voran, der Umgang mit dem Mord an Walter Lübcke in Kassel. Aufgrund der vielen Infos, die täglich auf einen einprasseln, verfolgte ich den Fall bis zur Verurteilung des Täters nur sporadisch und habe dann aber mal wieder nicht schlecht gestaunt. Klar, der Neonazi, der den CDU-Politiker tötete, weil dieser sich für Flüchtlinge stark machte, bekam eine lebenslängliche Strafe. Doch einmal mehr gab und gibt es laut Gericht kein Netzwerk um den Täter, weil dieser, wie viele vor ihm, alleine handelte. „Ey fickt euch! Was ist denn bei euch nicht in Ordnung?“, möchte man sich da fragen. Immerhin gibt es mehr als Indizien dafür, dass das nicht der Fall ist! (5)

Wow ist das alles dreist! Bloß bin ich mir nicht sicher, ob und wie viel mehr Wirbel es um diese Themen geben würde, gäbe es das omnipräsente Thema Corona nicht!

(1) Der Scheuer soll seinen Hut nehmen

(2) Kein Witz, der Typ soll abhauen

(3) Die Glöckner, die doofe Kackbratze

(4) Genau Klimastiftung. Deine Mutter, ey!

(5) Applaus, das hat ja mal wieder gar nicht geklappt

No Culture No Hope

In der letzten Kolumne empfahl ich den Artikel Sexismus, geh sterben (damit Punk nicht noch hässlicher wird) zu lesen, weil ich ihn gut finde und auch eine persönliche Beziehung zur Autorin Diana Ringelsiep habe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass Falk und Raidy Diana im Polytox Podcast zu Gast haben werden. Stattdessen war ich mittlerweile in eine Facebookgruppe eingeladen worden, die einen Safespace für Personen darstellen soll, die von dem Thema betroffen sind und sich austauschen wollen. „Gute Sache das“, dachte ich mir und verfolgte das nur oberflächlich, weil ich meine Meinung dazu habe. Ja, Sexismus gibt es leider auch in der Punkszene, deshalb muss man darüber auch immer reden und diskutieren und das Thema darf nicht einfach einschlafen.

Von Dianas Beteiligung und der neuen Folge des Podcast erfuhr ich auf den letzten 5 Kilometer einer Wanderung durch den Pfälzer Wald: „Die Diana teilt auf Facebook ganz schön gegen den Raidy und den Polytox Podcast aus. Nur falls du’s noch nicht gesehen hast.“ Ein Hoch auf die Internetverbindung im Wald. Ich weiß gar nicht, was ihr immer alle mit eurem schlechten Netz habt. Abends auf der Couch machte ich es mir dann gemütlich, um zu hören, worüber sich mittlerweile so viele echauffierten und startete den Stream. Hui, da hatte Raidy in der Tat öfter mal ordentlich in die Tasten gegriffen und sich gehörig verspielt. Das tat schon weh, keine Frage! Trotzdem sollte man auch nicht vergessen zu erwähnen, was er in der letzten Viertelstunde mehrmals betont: Nicht alles, was er sagt, ist seine Meinung, sondern dient ein Stück weit der Show. Außerdem, dass er das Thema auch überaus wichtig findet, darüber auf breiter Ebene gesellschaftlich geredet werden muss und er sich auch anderweitig damit beschäftigt. Obendrein, dass ihm diverse Heuchler auf den Sack gehen, weil sie bei dem Thema bloß willige Trittbrettfahrer sind, die mit großer Freude das sagen, was man von ihnen hören möchte – wie recht er hat. Irgendwo dazwischen fällt dann noch ein „wir sind ja alle cool miteinander“ von Diana. Insgesamt jedoch keine Glanzleistung von Raidy, was er an verschiedenen Stellen im Nachhinein so auch bestätigt.

Zu den Schuldeingeständnissen kam es, weil Diana am Veröffentlichungstag des Podcasts einen Post absetzte, in dem sie deutlich beschrieb wie unwohl sie sich in der Sendung vorkam. Was ihr selbstversändlich absolut zuzugestehen ist, denn die Wirkung auf sie war beispielsweise eine deutlich andere als auf mich. Darüber hinaus hört die Sendung jeder ein bisschen anders.

In der Folge jedenfalls regnete einige Tage wenig differenzierte Wut, Hass und Spam auf den Podcast und die Person Raidy herab. In allerfeinster Social-Media-Heckenschützen-Manier wurde aus allen Rohren in verschiedenen Kalibergrößen gefeuert. Von der kleinen Handfeuerwaffe bis zur Flak war sozusagen alles mit dabei. Auf was ich heraus möchte ist aber nicht die Tatsache, dass Raidy mehrmals ziemlich entgleiste und Dianas Reaktion wie ne Retourkutsche wirkt, sondern der Umgang mit Raidy als Sündenbock, der Diana in vielen Punkten beipflichtet. Denn bei aller unterschiedlicher Sichtweisen und vor allem Ausdrucksweise von Raidy ist eines völlig klar: Die Beiden haben eine gemeinsame Basis. Bloß wird die fast völlig übersehen und viele Shitstormteilnehmer*innen verhalten sich keinen Deut besser, als solche Leute, von denen man sich in anderen Kommentarspalten klar distanziert. Anstatt zu differenzieren und abzuwägen, wird fast ausschließlich verbal gekratzt, geboxt, getreten. Bis in den Unterleib. Unterm Strich ein trauriger, dennoch typischer Szenegrabenkampf wie man ihn in meinem Alter über die Jahre hinweg leider viel zu oft miterlebt oder beobachtet hat. Anstatt sich seiner Gemeinsamkeiten bewusst zu sein, hat man die Weisheit für sich gepachtet und prügelt diese gerne in seine*n Gegenüber so lange ein, bis diese*r nachgibt. Macht die Person das nicht, dann ist sie der Feind. Klassisches Schwarz-Weiß-Denken. Ich finde sowas saudumm!

Weniger dumm als nicht nachvollziehbar und ziemlich fragwürdig finde ich Dianas Aussage bei Deutschlandfunk-Kultur. Dort behauptet sie, Punk habe aufgrund Sexismus Nachwuchs-Probleme und Kids interessieren sich deshalb heutzutage eher für Elektro und Hiphop. Glücklicherweise kommentiert der Redakteur das entsprechend. Denn bei aller berechtigter Kritik von Diana, was das Thema betrifft, aber dieses Interview ging unterm Strich völlig nach hinten los und hat nichts mit The fight must go on zu tun. Aber hört gerne selbst: Punkrock ist was für alternde Sexisten.

Punk ist das Geilste

Auch was den Soundtrack zur Lebenseinstellung betrifft war im Januar gehörig was los.

Descendents haben sich in knappen 40 Sekunden von dem ehemaligen Präsidenten ihres Landes verabschiedet. Mehr Zeit sollte man dem Typen auch nicht mehr widmen, weshalb er eingangs auch nicht erwähnt wurde. Wir können froh sein, das dieser hasserfüllte Despot weg ist und das hoffentlich auch bleibt.

Pascow beendeten mit einem Clip zu Kriegerin ihre Videoreihe zum grandiosen Album Jade. Nur passt für mich Text und Bild nicht richtig zusammen. Aber gut, manchmal ist man halt nicht einer Meinung, mit einer seiner Lieblingsbands. Ich hätte mir jedenfalls ein hoffnungsfroheres oder komplett wütendes Ende gewünscht.

Sleaford Mods hingegen haben ein neues Album veröffentlicht, das Spare Ribs heißt. Auch wenn der Titel nichts mit dem Essen zu tun hat, sondern eine Kritik am Staat und Hinweis auf den sozialen Zustand des Landes ist, weil man den Begriff auch anders übersetzen kann. Interessant fand ich, dass mir die Band im Deutschlandfunk und der Kultursendung TTT im Ersten über den Weg lief. Ob ich das gut finden soll, weiß ich nicht. Tendenziell nicht.

Zum Schluss dann doch noch was Beknacktes: Grundhass. Was ist denn das für eine überflüssige Idiotenband? Bei Turbobier kann ich wenigstens hier und da mal schmunzeln. Das hier ist jedenfalls kein Uptempo Punkrocksong mit hymnischen Refrain. Das ist gequirlte Schlagerscheiße und kann weg.

Bocky
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