Mitten durch den Kopf #7

Polytox Monatsradar Mai 2021

Mitten durch den Kopf

Wieder so ein Monat, bei dem man aus zig Themen auswählen und sich bestmöglich konzentrieren muss.

Politics Not Dancing

Ich glaube es war direkt am 1. Mai als ich hörte, dass Hans-Georg Maaßen für den Bundestag kandidieren wird und schaffte es nicht mehr als zu einem Kopfschütteln. Wen oder was reitet denn den für mich rechten und rassistischen Irren, dass er unbedingt in den Reichstag ziehen kann? Der Wille dem Gebäudenamen wieder den Geist der Jahre 1933 bis 1945 einzuhauchen? Wundern würde es mich jedenfalls nicht. Ich bin da völlig bei der Fridays-For-Future-Aktivistin Luisa Neubauer, die bei Anne Will sagte, Maaßen verbreite antisemitische und rassistische Inhalte. Bzw. gehe ich einen Schritt weiter und sage: Für mich ist Maaßen ein Rassist und Antisemit. Denn, wer solche und andere Inhalte seit Jahren regelmäßig verbreitet und zwischendurch auch noch das Amt des Verfassungsschutzchefs innehat, der polemisiert nicht minuswitzig vor sich hin, sondern weiß sehr wohl, was er von sich lässt. Einiges davon trug dankenswerterweise der Anti-Fake-News-Blog Volksverpetzer zusammen.

Dummerweise gehe ich allerdings davon aus, dass die Mission dieses geistigen Tieffliegers erfolgreich sein wird, er im September 2021 in den Bundestag gewählt wird und ab dann mindestens vier Jahre lang eine aluhaltige Schwurbelmixtur aus Rassismen und anderen Widerwärtigkeiten von sich gibt, die sich nicht von AfD-Sprech unterscheiden lässt.

Fast genauso dummdreist dauerte es keine Woche, bis der Grüne Boris „der Beknackte“ Palmer, seines Zeichens Oberbürgermeister Tübingens, um Aufmerksamkeit buhlte, als er sich in Lehmanns und Aogos Whatsapp-Leak einmischte. Als sei das Duell nicht schon für die beiden Kontrahenten ziemlich peinlich ausgegangen, weil sie ihre dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit wuschen, setzte Palmer in punkto Saudummdämlichkeitsrassismus noch einen obendrauf. Wow, was muss man für eine traurige Dachlatte sein, um sich derart gehen zu lassen. Noch ne Spur bescheuerter ist es, sich in der Folge auch noch zu verteidigen, wenn man zurecht kritisiert wird. Richtig grenzdebil, wenn man Wochen später einen lichten Moment hat und sich für alles entschuldigt.

No Culture No Hope

Tatsächlich habe ich bislang noch nie etwas bei Amazons Marketplace bestellt und auch erst einmal meine Zustimmung gegeben dort etwas zu kaufen. Anfangs weil ich einfach zu doof und zu faul war mir einen Account anzulegen. Doch recht bald, weil mir die Geschäftspraktiken eines der wertvollsten Unternehmen der Erde widerstrebten. Allen voran der Missbrauch seiner Monopolstellung kleineren Mitbewerbern gegenüber, die Arbeitsbedingungen, die Vernichtung neuer Produkte oder eben die Steuerhinterziehung, die letztens mal wieder ins Gespräch kam. Diese Info kam an einem Tag, an dem ich mit nicht allzu menschenfreundlicher Stimmung aus dem Bett kroch und mir dachte: „Wieso kauft man eigentlich bei Amazon ein, wenn man doch weiß, was das für ein, auf verschiedenen Ebenen, menschen- und umweltverachtender Kackkonzern ist? Gibt man der Einfachheit halber dort das Geld aus, das man für die Zeit, die man nicht hat, bekommt?“

Ich meine, die Kritikpunkte eben und mehr, kennt jeder, weil sie seit langen Jahren regelmäßig benannt werden. Doch trotzdem kaufen da ganz viele Menschen ein, die sich selbst links und sozial verorten. Keine Ahnung, was das mit Solidarität zu tun hat. Bzw. stellt sich die Frage, wem gegenüber man sich damit solidarisch zeigt.

Ähnlich amüsant fand ich die Info über eine entfernte Verwandte, dass sie sich darüber aufregt, dass demnächst die Flugpreise steigen und man nicht mehr für unter 100 Euro nach Malle und zurück kommt. )Das ist wohl ungefähr der Taxipreis von Karlsruhe nach Mannheim. Nein, das war mir dann auch zu teuer!)

Herrlich dieser seelenlos zynische Konsum!

Aufheiternd fand ich die Info, dass sich die beiden Turnerinnen Eli Seitz und Sarah Voss bei der EM dazu entschieden in langen Anzügen anzutreten, weil sie sich in ihren bislang knappen Wettkampfdress unwohl fühlten. Emanzipation und Selfempowerment vom Feinsten.

Ziemlich krass finde ich in dem Zusammenhang, dass es im Beachvolleyball bis 2012 festgeschrieben war, dass die Shorts der Spielerinnen nicht breiter als sieben cm sein durften. Sieben cm, das ist die Hälfte der langen Seite eines Geodreiecks … !

Anders herum ging es dann bereits zu Beginn des Jahres, bei einer Beachvolleyballveranstaltung in Katar, wo die Frauen lange Kleidung tragen mussten!

Alles etwas Banane. Also ob Sportler:innen nicht selbst wüssten wie sie am liebsten selbst auftreten.

Was mich schließlich noch interessieren würde, wer hört eigentlich die Angebote des Deutschlandfunks in leichter Sprache? Über Sinn und Zweck möchte ich dabei gar nicht diskutieren. Ich finde es auch gut, dass es sowas gibt, aber beim DLF? Keine Ahnung, doch auf mich macht es nicht den Eindruck, dass das Angebot viele Menschen hören oder nutzen. Aber klärt mich bitte auf.

Punk ist das Geilste

Ärmel hoch und Spritze rein! Wer nach dem Clip immer noch nicht überzeugt wurde, sich impfen zu lassen, muss unbedingt noch ne Runde daddeln – Nadelhagel galore. Spätestens danach will man eine Nadel im Arm stecken haben. Mega, hab ich mich amüsiert über Egotronics Nadel verpflichtet!

Vier Minuten schlecht gelaunter Post Punk Wave gefällig, die ein paar Themen recht simpel verkürzt und richtig fein auf den Punkt bringen? Dann hört doch Zugang zu Information von Kontrolle.

Dass Bitume mich in dem Leben nochmal packen hätte ich nicht gedacht. Deutschsprachiger Punkrock ist ja bekanntlich kein ausgemachtes Steckenpferd von mir und wird es bis auf ein paar Ausnahmen auch nicht mehr werden. Aber Antisozialkompetent find ich echt einen klasse Song!

Eieiei, wieso macht mich denn niemand darauf aufmerksam, dass das neue und fantatstische Album von den Neighborhood Brats Ende Mai erschien und nicht erst einen Monat später, so wie ich das abgespeichert habe? Denn dann hätte ich schon eine Review dazu geschrieben. Aber gut, dann müsst ihr jetzt noch ein paar Tage warten und euch schonmal mit dem Song Harvey Weinstein und den Linernotes darauf einstimmen:

„I was disgusted with Harvey Weinstein and wrote the lyrics to the song „Harvey Weinstein (is a symptom)“ specifically after listening to a New York Times The Daily podcast where Megan Twohey interviewed Harvey Weinstein’s lawyer Donna Rotunno. At the end of the interview it was asked of Rotunno if she had ever been sexually assaulted to which she answered „I have not because I would never put myself in that position“ and went on to say basically that women who are sexual assault vicitims should take responsibility for what happened to them because they put themselves in a position to be assualted. When I heard this I think I screamed, threw my phone and crumpled down on my kitchen floor in tears. I thought about all the times I had been in inappropriate or scary situations with men where my only „fault“ was that I was a woman and in the company of a man who was a predator or an abuser. I thought about all the times IN THE PUNK SCENE (a scene that’s supposedly so progressive or woke) where I have been treated poorly, had inappropriate advances made on me, touched against my will, talked down to, or had shitty comments said to me, and the overall flavor of misogyny and patriarchal values and stereotypes in what I’ve had to deal with for the past 20 years in a scene that’s pretty much dominated by men.
Love, Jenny“

Bocky
Letzte Artikel von Bocky (Alle anzeigen)
Hat Dir der Beitrag gefallen? Dann tritt unserem SUPPORTERS CLUB bei und unterstütze uns bei Patreon!
Become a patron at Patreon!

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*