
Altkumpane und Face-Slap-Konzerte-Mitorganisator Dennis aus Frankfurt, kam vor Ewigkeiten mal mit dieser kalifornischen Band um die Ecke und meinte sinngemäß „Ey, da musste reinhören. Total geiler HC mit einer unfassbar agilen Sängerin“. Da Dennis einen ganz ausgezeichneten Musikgeschmack hat, habe ich das auch getan und ärgerte mich, dass ich die Band auf ihrer 2017er-Tour nicht gesehen hatte. Zwischendurch fiel mir dann auch noch auf, dass ich deren 2011er selbstbetitelte und empfehlenswerte EP besitze …
Umso fantastischer, dass 2018 gleich drei Shows in unmittelbarer Nähe stattfanden. Frankfurt als zweite Show einer fast vierwöchigen Eurotour sowie Karlsruhe und Mannheim als letzte Stationen. Doch was soll ich sagen, ich sah keine der Shows! Frankfurt steckte ich mir damals aus irgendwelchen Gründen und dachte, „Nicht so schlimm, ich kann ja noch in die Hackerei und ins JUZ“. Am Arsch die Räuber, der Onkel wurde krank und ärgerte sich in der Horizontalen krumm und buckelig, keines von drei Konzerten erlebt zu haben.
Aber ihr wollt ja eigentlich wissen wie das neue dreckige Dutzend Songs klingt, richtig? Totaler Hammer! Platte an, volles HC-Brett, ne knappe halbe Stunde Freidrehen, Bäm! Ne, ganz so einfach ist es nicht. Ich habe zwar mit einer derartigen Scheibe gerechnet, weil mir die 2011er-EP so präsent ist und auch zwei Singles in die Kerbe hauen, doch weit gefehlt. Denn Confines Of Life ist sehr abwechslungsreich und vielschichtig. Inhaltlich sind Neighborhood Brats nicht sonderlich überraschend. Sie arbeiten sich ziemlich an klassische Themen ab: Umwelt, Gesellschaft, Sexismus, Nazis, etc.
Ansonsten wäre es ja auch schade, wenn die Truppe sich seit einer Dekade wiederholt. Bekanntlich können das bloß wenige. Anyways, der Opener Who Took The Rain ist ein richtig einladender poppiger Punkrock-Song, der mich überraschte, weil ich mit deutlich mehr Druck rechnete. Signs And Semantics als Nummer zwei übernimmt das dann wunderbar und man erkennt die Wurzeln der Band, die in der Folge allerdings nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr greift das dritte Album verschiedene Stile auf und ist für mich, aufgrund seiner Verspieltheit, schon wieder irgendwas mit Post in der Soundbeschreibung. Vor dem Hintergrund finde ich es klasse, dass die Songs alle für sich stehen, aber trotzdem wie aus einem Guss, sehr passend und dennoch fein säuberlich getrennt ineinander übergehen. Insgesamt ist Neighborhood Brats neue LP Confines OF Life eine ganz exzellente Punkrock-Scheibe, die grandios besticht, weil sie so lässig über den eigenen Genrekern hinwegsieht.
Herausheben möchte ich an der Stelle noch das tarantinoeske Instrumental All Nazis Must Die. Hätte es das schon zum Remake vom Inglorious Basterds gegeben, wäre das mit Sicherheit auf dem Soundtrack gelandet. Jede Wette!
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