
Techno, Dance, Trance, Minimal, House, Goa und wie sie alle heißen, gehören zu einer musikalischen Gattung , welche mit meinen eigentlichen Vorlieben so gut wie gar nix gemein hat und deshalb auch keinen wirklichen Spielraum in meiner Musikwelt findet. Nun kennt wohl jeder von uns die berühmte Ausnahme der ach so bekannten Regel und um genau diese (also die Ausnahme) soll es heut gehen.
Wir schreiben den 6. Februar 2019 und es ging ins Täubchenthal.
Warum?
Es wurde geladen und zwar von der Hamburger Band „DIE MEUTE“.
Wieso genau diese Band?

Beim erstmaligen hören war ich gleich in eine Art Bann gezogen wurden. Eine Band die es schafft mit klassischen Spielmannszugelementen (u.a. Trompeten, Posaunen, Trommel, Pauke etc.) einen Klang zu erzeugen, welcher sich eher nach DJ-Pult und den üblichen Diskoelementen anhört als nach den herkömmlichen Musikkorps , war und ist für mich immer noch faszinierend. Doch setzen wir die Uhren nochmal auf Anfang und beginnen ganz vorn, so dass ich diesen musikalischen Ausbruch auch euch allen richtig beibringen kann.
Es war einer meiner ältesten Freunde, der meinte mir mal wieder neuen Hörgenuss gönnen zu wollen und da kam es wie es kommen musste. Er spielte mir das Lied „You & Me“ vor und das anhand eines Youtube-Videos. Ich meinte, bevor überhaupt ein Ton fiel, dass er es doch sein lassen könne, da eine Blaskapelle mir eher nicht gefallen wird. Da er allerdings ein Mensch ist welcher sein Ding durchzieht, war es hier genauso der Fall und deshalb klickte er auch einfach play. Und was dann mit mir geschah, wollte ich erstens nicht wahr haben und brachte mich zweitens einer Welt näher, die mir sonst so fern war wie die hamburgische Lebenswelt der brandenburgischen Landluft.

Ich glaub hier kann wirklich von der bekannten Offenbarung gesprochen bzw. geschrieben werden. Dieser Band gelang es, was vielen Künstlern zuvor nicht gelang. Sie erhielten meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich mein wir reden hier von Instrumenten wie einem Saxophon oder einem Horn, alles Elemente die bei meinen sonstigen Vorlieben keine Bedeutung spielen. Hier ist es jedoch anders. Jedes Instrument hat seine eigene Bedeutsamkeit und ist extrem wichtig für das gesamte musikalische Kunstwerk.
Die Meute ist eine Offenbarung
Ein kleines Zitat aus dem Pressetext der Band bringt es wirklich sehr gut auf den :
„ Der Bass vibriert, das Konfetti flimmert und die rotblauen Uniformen glitzern im Strobo. Durch die explosive Kombination aus hypnotisch treibendem Techno und expressiver Blasmusik erzeugt die Techno Marching Band MEUTE seit 2016 großen Wirbel […]“
So gut genug der Vorrede und Vorstellung kommen wir nun zum eigentlichen Anlass meines Textes und zwar das Konzert im Täubchenthal zu Leipzig.
Wie schon im obigen Teil erwähnt ging es Anfang Februar zum Konzert. Mein persönliches Gefühl war nicht wirklich greifbar, da hier die Unbekannte auf mich wartete. Band, Umfeld, Publikum und auch Location bekamen mich erstmalig zu Gesicht und ich sie. Somit gab es eine gewisse Anspannung. Als ich am Ort des Geschehens ankam hieß es erst einmal abchecken wo bestimmte Örtlichkeiten (u.a. Garderobe, Bar) sich befanden. Es erwarteten mich 2 Ebenen – Bühne plus „Tanzfläche“ im unteren Teil (nebst Bar Numero Uno) und im oberen Teil Möglichkeiten den Musikern auf die Finger zu schauen (plus Bar Numero Due). Da noch gut eine Stunde Zeit bis zum Start der Live-Session war, hieß es Getränk schnappen und alles begutachten.
Hier kann ich es dann auch mal anmerken, das Publikum gab eine Art Mix her, welcher zwar zu Teilen überraschte (neben dem Schüler, Studenten und auch Azubi befanden sich ebenfalls ältere Semester im Raum, wo ich schon erstaunt war, dass diese den Weg zu solch einer Veranstaltung gefunden haben und sich dieser Musikrichtung hingaben), jedoch mir schnell bewusst machte – „Okay ich vermisse hier meinen heißgeliebten „Assifaktor“, so dass ich mich vollends wohlfühle.“
Meine Spannung aufs Konzert stieg indessen um so mehr.
Die Meute mit Disco-Pogofeeling
Punkt 20.30 Uhr war es dann soweit. Die elf Musiker betraten die Bühne und begannen umgehend dem Auditorium einzuheizen und das im wahrsten Sinne des Wortes. An kaum einer Stelle konnte noch ruhig stehen geblieben werden, eher wurde man mit gerissen und konnte gar nicht anders als sich zu bewegen. Trotzdem war es für mich schon befremdlich eine Art Discofeeling zu erhalten, da ich es nun einmal gewohnt bin mit zu singen, in Pogo über zugehen oder auch der ein oder anderen Alkoholleiche auf’m Fuß zu stehen. Kein Kritikpunkt, sondern wohl eher eine neue Erfahrung, auf die ich mich allerdings nicht ganz einlassen konnte oder wollte, da schwanke ich im Rückblick immer noch. Da ich anfänglich im unteren Teil des Raumes stand, war es für mich schwer der Band beim Ausüben ihrer „Arbeit“ zuzuschauen.

Das musste geändert werden und deshalb ging es in den oberen Teil des Saals. Was mich allerdings dort erwartete ist kaum in Worte zu fassen. Neben den Menschen, die mit ihren Beinen nur wippten, gab es richtige Tanzgruppen. Ein echt interessanter Anblick, nur wie schon erwähnt konnte ich mich nicht vollends darauf einlassen und war deshalb auch gehemmt. Trotzdem empfand ich es nicht als unangenehm, sondern war eher erfreut darüber, dass nicht nur die Musiker, an diesem Abend, an Ihrer Musik Begeisterung hatten.
Genau zu dieser möchte ich natürlich auch noch ein paar Worte verlieren. Wir reden bei „Die Meute“ von einer so genannten Techno-Marching-Band. Man erhält also 11 Profimusiker, welche ihre jeweiligen Instrumente beherrschen und eine gewisse Art von Verschmelzung zwischen Arbeitsgerät und Musiker stattfindet. Es ist wirklich eine physische Intensität, die hier geboten wurde. „Mit Pauken und Trompeten“ findet wortwörtlich statt. Jeder einzelne Protagonist versteht sein instrumentales Werkezeug und deshalb bekommt man auch eine nahezu perfekte Live-Show geboten. Die Lieder wurden ohne Pause oder Satzzeichen durchgespielt, bis nach 16 Minuten erstmalig das Wort an die anwesenden Menschen gerichtet wurde.
Die Meute überzeugt auch optisch
Ansonsten herrschte die Sprache der Musik und vor allem die der Komunikation zwischen den jeweiligen Instrumenten. Hier wird miteinander kommuniziert und das fast auschließlich über Eintracht der Töne als über Sprache. Na gut, es gibt die andere Stelle, wo sich ein Sänger hervor bringt, allerdings fallen die nicht ganz ins Gewicht, passen jedoch zum gesamte Konzept. Auch die optische Darbietung muss hier erwähnt werden. Alle Bandmitglieder waren mit einheitlichen roten Jacken gekleidet und es gab immer wieder ein Spiel zwischen Musik und Lichtshow. Nicht meine Welt aber ok. Ebenfalls gab es zwischenzeitlich eine Luftschlangeneinlage – komisch wenn’s Teil einer Choreo im Fußballstadion ist, dann findet dieses Element bei mir gefallen , an diesem Abend bzw. Im Zusammenhang mit dem Konzert empfand ich es als störend und für mich nicht passend. Na gut hier prallten ja auch Welten aufeinander, die sonst eher selten miteinander in Verbindung kommen. Gut dass zur optischen Untermalung des Auftrittes. Auch hier noch einmal die Anmerkung, dass die Begeisterung der Akteure auf der Bühne, sowohl in deren Gesichtern klar zu sehen, als auch in der Ausübung ihrer Tätigkeit zu spüren war.

Das Konzert an sich endete dann leider ohne mich. Am nächsten war leider die Arbeitswelt wieder meine und somit hieß es ca. 15 Minuten vorm Ende „Bye Bye“ sagen und den Weg nach Haus antreten.
Die Meute hat es echt gerissen
Fazit – „Die Meute“ hat es musikalisch echt gerissen und ich war von den Musikern an sich wirklich begeistert. Jedes einzelne Lied wurde zelebriert und mit absoluter Hingabe vorgetragen, was mich persönlich echt ansprach. Das Publikum hingegen fand bei mir nicht so den Anklang. Ich brauche einfach meinen Skin, Punker, Hc’ler oder auch gern einfach Suffi von nebenan, die auch mal die ein und andere Einlage zum besten geben. Es war eine aufschlussreiche Erfahrung und nun kann ich rückblickend sagen -> auch wenn mir die Musik gefällt, muss ich nicht in die jeweilige Welt vollends eintauchen. Ginge es nur um den musikalischen Faktor, dann eine absolute Empfehlung. Hört euch „Die Meute“ an und ihr werdet nicht um eure Zeit geraubt, sondern erhaltet ein neues klangvolles Erlebnis.
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