Pascow – Jade

Punkrock

„Gut Ding will Weile haben“ heißt es im Volksmund. Nur war mir bis vor Kurzem gar nicht so richtig bewusst, dass das Pascow Vorgänger-Album Diene der Party bereits 2014 erschien. Sicher hat das mit ihrem Film Lost Heimweh zu tun, der auf den Tag, aber nicht das Datum genau, vor zwei Jahren Premiere feierte und die mindestens drei oder vier Konzerte, die ich in dem Zeitraum besuchte. Entsprechend präsent sind die Gimbweiler bei mir.

Dieses Rattenloch

Trotzdem bin ich natürlich gespannt, wie sie es mit Jade schaffen wollen, knapp fünf Jahre nach ihrem letzten Album nochmal ne Schippe draufzulegen. Denn sind wir mal ehrlich Diene der Party war schon ein ganz schön geniales Teil. Anfangs skeptisch aufgrund des Instrumentalen Prolog, folge ich Silberblick & Scherenhände schon deutlich aufgeschlossener, weil ich das Video halt schon ne Weile aus dem Netz kenne. Das Titelstück ballert auch ganz ordentlich und ab dann komme ich etwas aus dem Tritt. Denn sozusagen simpler nach vorne preschender zweieinhalb Minuten Punkrock, der in sich variiert, ist das nicht. Diesmal wird musikalisch einiges ausprobiert – Instrumentals, Offbeat, Spaghetti-Western. Logisch drehe ich nicht gleich, wie wild am Rad vor Freude. Das dauert zwei bis drei Durchläufe, doch dann bin ich schon wieder völlig gefangen und im Pascow-Fieber. Die Songs sind in sich geschlossener, erzählen ihre eigenen Geschichten. Dennoch wird ein unsichtbarer roter Faden verfolgt. Wie so etwas funktioniert, kann ich nicht sagen, dafür bin ich zu wenig Musiker. Aber als Hörer bin ich gut. So gut, um zu hören, dass sich die Band in ihrem Fundament treu geblieben ist. Vor allem Bolhos Gitarre, wie Flos Bass und Ollos Drums. Hm, Alex rollendes „r“ und der Zorn ist auch noch da, letzteres vielleicht sogar noch etwas härter. Insofern ist halt doch alles beim Alten, bloß ein bisschen anders.

Der größte Trick

Das gleiche gilt für die Texte, von denen angekündigt wurde, dass sie nicht mehr so kryptisch sind. Sicher, man weiß schon um was es geht und braucht keinen Kryptographen, um folgen zu können. Bloß genügend Spielraum zur Interpretation bietet auch Jade – gut so. Ich für meinen Teil habe wieder großen Spaß an den Reminiszenzen in den Liedern. Auf Anhieb habe ich Crass, The Clash und The Outsiders gefunden. Inwiefern der Refrain in Kriegerin auf die französische Revolution Bezug nimmt, werde ich an anderer Stelle in den nächsten Monaten klären und darüber informieren.

Neben diesen liebevollen Spielereien mit Zitaten, liebe ich Pascow eben gerade wegen ihrer Texte, da es keine einfachen Reime sind. Es sind moderne Gedichte, deren Wörter sowie Sätze von ihrer Rhythmik her wunderbar zueinander passen. Von einem innerlich aufgewühlten und manchmal fast vor Zorn platzenden Alex vorgetragen, knallt das einfach unheimlich gut mit der Musik.

Jedoch muss man erwähnen, dass es auf Jade auch erkennbar anders zugeht. Denn mit „Marie“ und „Schmutzigrot“ werden ebenso andere Töne angeschlagen, wie in dem seit dem Video bekannten und absolut herrlichen „Wunderkind“. Hört es euch an.

Die Backenzähne

Wie es sich für ein Release gehört, an dem man seit Jahren bastelt, so stimmt dazu passend die Verpackung. Das ganze Layout ist in schwarz-weiß, bzw. Graustufen gehalten. Zumindest die Special-Edition, die ich mir als Fan zulegte, ist eine Doppel-LP, von der drei Seiten gepresst sind, die letzte ist frei. Special ist außerdem die einseitige Single Unter Geiern, Kapitel 2 sowie die Teillackierung der Corpsepaint-Coverperson. Da der Rest Mattschwarz ist, ist das überaus edel anzuschauen. Das i-Tüpfelchen für mich ist außerdem die Verpackungsschutzhülle, in der die LP eingewickelt geliefert wurde – ein Jade-Poster. Wahrscheinlich gibt es das bei der Releaseshow und anderswo auch, wahrscheinlich sogar ohne Knickfalten. Aber nach dem Öffnen des Päckchens sah das schon mit Liebe gepackt und schnieke aus.


Wie man mal wieder merkt, Pascow gehört nicht unbedingt zu den Bands, die ich wertfrei bespreche. Aber das möchte ich ja auch gar nicht, denn sie sind einer „meiner“ Bands.

Info

Format: Doppel-LP + Download, LP + Download, CD

Band: Homepage, Facebook

Label: Kidnap Music, Rookie Records

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Bocky
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