
Indierockiger Postpunk, New Wave und Deutschpunk bieten die neuen Scheiben von Lauter Bäume, Dispo und Der feine Herr Soundso. Alle drei seien euch ans Herz gelegt!
Lauter Bäume – Mieser in den Miesen
Lauter Bäume sind aus Köln, könnten aber die Hamburger Schule besucht haben. Der Bandname könnte ja darauf schließen, dass hier viele Köche den Brei verderben, weil sie vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Aber diese Angst ist unbedründet. Das Quartett weiß genau was es macht und das gefällt. Deutschprachiger Indierock/Postpunk, der kein Problem damit hat, auch mal sperriger zu sein als es für die radiokompatibilität gut wäre.
Manchmal ist das ein bisschen wie Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen, mal etwas mehr Die Regierung oder gerade gesanglich die jüngeren Fehlfarben. Dazu schöne miesgelaunte Texte die mal von der neusten Ex, mal von Plattenbusinessfloskeln, mal vom täglichen Hamsterrad, in dem man sich abstrampelt und doch nicht nach vorne kommt. Mein Favorit unter zwölf straken Songs ist “Namen und Fotos”. Kurzum: Starkes Debüt!
Format: CD/DL
Label: Tumbleweed Records
Band Website: https://de-de.facebook.com/LauterBaeumen
Label Website: https://tumbleweedrecords.wordpress.com/
Dispo – Modernes Deutschland
Dispo habe ich ja in der Vergangenheit abgefeiert. Und nachdem ich das Mädel und die Jungs persönlich bei einem gemeinsamen Konzert kennenlernen durfte, ist die Begeisterung ungebrochen. Dazu trägt auch das neue Tape der Münsteraner bei. Auf diesem sind sie weniger hektisch, sondern abgeklärter, distanzierter unterwegs. Der Musik wird mehr Raum gegeben. Krautrock scheint als neuer Einfluss hinzu gekommen zu sein. Der Sound ist flächiger, wodurch Dispo eine angenehme Kühle verströmen, was die Themen der Songs wie Leere, Entrückheit und Kälte der Zwischenmenschlichkeit nochmals unterstreichen. Es klingt immer noch schwer nach 80er-Jahre Postpunk, nach Bands wie Grauzone, Abwärts oder X-mal Deutschland oder Karies, um eine aktuelle Band zu nennen. Gegenüber dem Vorgängertape eine deutliche Steigerung. Und auch das 13-minütige “Der Nebel” weiß voll und ganz zu überzeugen. Starkes Tape einer sehr talentierten Band, das Mitte April übrigens auch als hübsche 12”-EP erscheinen wird.
Format: Tape/12″
Label: selbstverlegt
Band Website: http://dispomusik.blogspot.de/
Der Feine Herr SoundSo – Beweisstück
Heute in unserer Investigativrubrik Polytox deckt auf: Der Feine Herr SoundSo ist gar kein Herr, sondern eine Gruppe Herren jenseits der 30. Und die spielt Punkrock – übrigens durchaus anhörbar. In den fünf Liedern wird geschimpft und sich aufgeregt über rechte Idioten, Flüchtlingsgegner oder die Freunde, die zu Spießern geworden sind. Das macht der Feine Herr SoundSo mit Witz und Esprit und gelungenen Umschreibungen wie in meinem Favorit “Steuerbord Schlagseite” zum Beispiel. Das erste Konzert wurde 2015 vor Pascow gespielt und wer unbedingt Namedropping braucht, um die Hamburger anzuchecken, hat mit Pascow jetzt einen passenden Namen bekommen. Bin gespannt wohin die Reise geht.
Format: 12″
Labels: Bakraufarfita Records / Hochdruck MuSick
Band Website: www.derfeineherrsoundso.de
Label Website: www.bakraufarfita-records.de / www.hochdruck-musick.de/
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