Rechtsextremes Gedankengut in neuem Gewand

Veranstaltungsbericht

Mit der Identitären Bewegung verhält es sich wie mit Herrn Tur Tur, dem Scheinriesen: je näher man ihr kommt, desto kleiner wird sie. Ihre mediale Inszenierung verschleiert ihre wahre Größe und Ziele. Das betonte der Frankfurter Politiologe Fabian Jellonnek in seinem Vortrag  „Die Identitäre ‚Bewegung‘ – Gedankengut von vorgestern trifft auf Marketing von heute“, den die Wiesbadener Bürgerinitiative Moment mal im prallgefüllten Kesselhaus des Schlachthof Wiesbaden veranstaltet hatte.

Identitäre Bewegung inszeniert sich medial

Die mediale Inszenierung der Identitären Bewegung lässt sie größer erscheinen als sie ist. In Wahrheit ist sie keine große Bewegung, sondern eine straff hierarchisch organisierte Gruppe, die aus 300 bis 400 überzeugten Rechtsextremisten besteht. Auch das in der Öffentlichkeit vermittelte Bild, das man sich von Rassismus und Antisemitismus distanziere, sei falsch. Das Konzept des Ethnopluralismus“, das die Identitäre Bewegung vertritt, ist bei genauerer Betrachtung nichts anderes als die völkische Ideologie, die schon die Nationalsozialisten vertraten. Nicht umsonst wird die Identitäre Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet.

Nicht anders verhält es sich mit den Aktionen der Identitären Bewegung. Diese werden für die sozialen Medien inszeniert, wie beispielsweise die angebliche Blockade der CDU-Zentrale in Berlin im Dezember 2016. Die Blockade des Konrad-Adenauer-Hauses fand außerhalb der Öffnungszeiten statt, das heißt niemand wurde am Betreten oder Verlassen des Gebäudes gehindert. Die Aktion hatte nur das Ziel, Bilder für die zahlreichen Accounts der Identitären Bewegung in den sozialen Netzwerken zu produzieren.

Enge Kontakte zwischen Identitäre Bewegung und AfD 

Trotzdem wäre es zu einfach, die Identitäre Bewegung als kleiner, unbedeutender Haufen von rechten Spinnern abzutun. Denn dank ihrer Inszenierungen und Verschleierung schafft es die Identitäre Bewegung immer wieder, ihre rechtsextremen Inhalte in den öffentlichen Diskurs zu transportieren. Zudem gibt es enge personelle Verflechtungen oder Verbindungen zur AfD und deren Jugendorganisation Junge Alternative, auch in Wiesbaden (der Sensor berichtete). Jellonnek sieht die Identitäre Bewegung gar als Rolemodel für die Junge Alternative. Bezeichnend dazu die rechtsextreme Demonstration Anfang März in Kandel, auf zahlreiche prominente Mitglieder der Jungen Alternative in einem Block hinter einem Banner der Identitären Bewegung marschierten.

Der komplette Vortrag kann auf der Website von Moment mal angeschaut werden.


Falk Fatal
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