Ruhrpott Rodeo #14

Endlich wieder Festivals. Nach über zwei Jahren forcierter Pause, durch ein blödes Virus, konnten wir es fast kaum glauben, dass wir das wieder erleben dürfen. Die Karten fürs Ruhrpott Rodeo, hatten wir schon vor der Pandemie gekauft. Endlich konnten wir den Staub abwischen und gegen Livemusik eintauschen.

Aller Anfang ist schwer

Da wir uns nicht stressen wollten, entschieden meine Freundin und ich, schon donnerstags anzureisen. Während der Fahrt warf ich ein Blick aufs Handy und der Social Media Kanal des Rodeos teilte mit, dass wir wohl nicht die Einzigen mit der Idee waren. Da war scheinbar schon mächtig was los. Wie es Murphys Law wollte, piepte auf halbem Weg die Ölanzeige des Wagens. Nicht, dass zu wenig Öl drin war, sondern wir hatten zu viel reingeschüttet. Google verriet uns, dass das zu einem Motorschaden führen kann. Verdammt – ging ja schon mal gut los. Wir hielten an einem Rasthof und ich fragte polnische Fernfahrer, die kein Wort deutsch verstanden, ob sie eventuell eine Absaugpumpe hätten. Leider war ich erfolglos. So gingen wir in die Tankstelle hinein und fragten, ob die so ne Pumpe verkaufen würden. Wieder Fehlanzeige. Die Frau bot uns einen Becher und Strohhalme (aus Plastik) an, wir könnten probieren etwas Öl aus zu saugen. Gesagt – probiert. Allerdings erwies sich das mehr als dumm. Der Strohalm schmorte ein wenig am Ende und ich konnte Silke davon überzeugen, dass es keine gute Idee wäre, 100 Grad warmes Öl in den Mund zu kriegen. Nutzte alles nix, also googelten wir die nächste Werkstatt. Wir hatten gerade noch zwanzig Minuten, bis diese schließen sollte und machten voran. Zeitlich packten wir es echt auf die letzte Sekunde, und der Typ in der Werkstatt war so freundlich uns das Öl noch ab zu pumpen. 23 Euro weniger in der Festival Kasse, dafür ging`s aber weiter.

Ein wenig sauer waren wir schon, dass wir viel Zeit verloren hatten, da wussten wir allerdings noch nicht, dass das wohl eher unser Glück war. Denn es fing an in Strömen zu regnen. So krass, dass wir nichts mehr sahen. Also entschieden wir uns auf dem nächsten Rasthof raus zu fahren und was zu essen. Hätten wir die Panne nicht gehabt, wären wir gerade mitten im Zeltaufbau gewesen. Das wirkliche Ausmaß des Unwetters sahen wir erst, als wir kurz vor der Schwarzen Heide waren. Überall lagen Äste auf der Straße, und Bäume waren umgeknickt. Dass auch Zelte und Pavillons auf dem Campinggelände davon geflogen waren und selbst im Infield Sachen zerstört worden waren, erfuhren wir erst später. Wir machten uns schon Gedanken, ob wir die erste Nacht nicht einfach im Auto schlafen sollten, als genau in dem Moment wo wir das Auto am Parkplatz abstellten, es aufhörte zu regnen. „Komm mach voran“, meinte Silke, „das schaffen wir noch mit dem Zelt.“

So schleppten wir das Zelt auf den Campingplatz, und versuchten unser Glück. Da wir im Stress waren und die Angst vor neuem Unwetter im Nacken, es anfing Dunkel zu werden und nicht zuletzt wir mal wieder gar kein Plan hatten, wie wir das scheiß Zelt aufbauen sollten, gestaltete sich das Ganze schwieriger als gedacht. Coolerweise kamen direkt ein paar nette Leute, die fragten ob sie helfen könnten und so ging es schneller als gedacht. Danke nochmal dafür! Wir holten unsere Schlafsäcke und hauten uns hin. Tanja schrieb noch, ich hoffe euch ist nix passiert. Alles gut. Wir schlafen jetzt erstmal. Boah was ein Stress, dachte ich mir noch. Bei Corona hing man ruhig und geschmeidig auf der Couch ab. Gute Nacht.

Zeltplatz

FREITAG 1. Juli 2022

Morgens wurden wir recht früh geweckt. Wie es für Festivals typisch ist, von lauter Musik und anderen Geräuschen. Wir machten uns auf das Gelände zu erkunden und unsere Sachen aus dem Auto zu holen. Hingen dann noch rum und warteten auf 14 Uhr – Einlass. Auf dem Gelände traf ich direkt auf Sascha Wolff, der an seinem Wolverine Record`s Stand nebst Platten auch Kleidungsstücke aus seiner Rock Sports Edition verkaufte. Schnell umgesehen was sonst noch so da war an Ständen. Da gab`s Kein Bock auf Nazis, einen Stand von Die Partei, verschiedene Krims-Krams Buden, Sunny Bastards, und Danny von Pestpocken waren vertreten. Wir hatten aber kaum Zeit, da wir Musik hören wollten und im Hintergrund DER BUTTERWEGGE schon angefangen hatte. Von dem bekamen wir dann nicht soviel mit, aber wenigstens noch mein Lieblingssong der Band Farbe Egal.

Weiter ging es mit MARCH. March hatte ich erst selbst vor wenigen Wochen auf dem Mad Ones Festival in Luxemburg kennen gelernt. Sie scheinen aktuell die Band der Stunde zu sein, da sie irgendwie auf fast jedem Festival gebookt sind. Und das zu Recht. Live ist die Band wirklich Energie-getrieben und die Songs machen einfach nur Bock. Das nächste mal sehe ich sie auf der Riez. Bis dahin werde ich mich auch mal zu Hause intensiver mit ihrer Musik beschäftigen. Geile neue junge Band, mit einer Sängerin, deren Stimme einen umhaut. Chapeau!

Rüber ging es dann zur kleineren Rodeo Stage, wo FRONT auftraten. Gewohnt schwarz gekleidet, mit Sonnenbrillen auf der Nase legte Falk Fatal und seine Band los. Bassist Markus trug typischerweise wieder seine Gasmaske und einen Wehrmachtshelm, der mit Antifa Stickern beklebt ist. Auf dem Bass steht riesengroß THIS MACHINE KILLS FASCHISTS. Mir ging die Show jedenfalls gut ab, auch wenn der Sound ein wenig besser hätte sein können. Falk erwähnte noch, dass der nächste Song schon ein alter ist, aber wohl aktueller den je. Man hätte ja schon vor Jahren auf erneuerbare Energie umstellen können, dann müsse man jetzt nicht vor einem Faschisten buckeln. Gute Ansage. Gute Show.

Front

Nach der Show redeten wir noch vor der Bühne ein wenig mit Falk, den ich ja auch schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen hatte. Im Hintergrund spielten DISTRICT. Soviel kriegte ich allerdings nicht mit durch unser Gespräch. Das was ich hörte, war aber recht solide. Der Sänger hat wohl mal woanders gesungen, ich weiß aber nicht mehr wo.

LOIKAEMIE waren dann als nächstes auf der Ruhrpott Stage dran. Die Band spielt ihren gewohnten OI! und das sehr gut.

Das nächste was wir uns ansahen war RUSSKAJA. Die Band kannte ich bis dahin gar nicht. Der Sänger machte direkt ein Statement wie scheiße der Krieg in der Ukraine ist, dass er ein Russe wäre, sein Gitarrist ein Ukrainer, und dass das keiner wolle. Fand ich mal richtig klasse. Die Show der Band kann man als sehr lustig bezeichnen. Wie man die Musik bezeichnen will, da hab ich kein Plan. Ska mit Folk mit Punk und einer Geigerin vielleicht. Die Band forderte das Publikum auf das Psycho Traktor Spiel zu spielen. Also alle sollen im Kreis laufen, als würden sie vor nem Traktor weglaufen. Sprich ein Circle Pit. Das Ganze ist aber mit der Musik einfach nur mega lustig, und alle hatten echt Spaß. Klasse Band. Danke für eine coole Neuentdeckung.

DANGER DAN kam nun auf die Bühne. Persönlich find ich ihn solo besser als mit seiner Antilopen Gang, aber das ist ja Geschmackssache. Die Songs, die er auf dem Klavier spielt, wirken auch. DAN erzählte, dass er auf der Suche nach Liedern war, die die Nazis früher verboten und zerstört haben. Da ist wohl sehr viel an Kunst einfach für immer verschwunden. Ein Lied hatte er aber gefunden, das ein Künstler mit ins Exil genommen hatte. Dieses wurde von einer Gruppe Streicher*innen vorgetragen. Schade, dass das nicht das Interesse Vieler weckte, da viele einfach lauthals mit ihren Freund*innen während des Vortrags redeten. DANGER DAN kam nochmal zurück auf die Bühne und spielte Deutschland muss sterben und dann den Höhepunkt Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt, bei dem die Massen toben. Als Zugabe gibt es noch Filmriss von Knochenfabrik, das in DANGER DANS Version mit dem Klavier eher mahnend melancholisch und traurig wirkt und nicht so sehr als Partysong wie bei KNOFA. Was Instrumente so ausmachen können. Dann war`s auch leider schon vorbei.

Danger Dan

Hinterher betraten SLIME die Bühne. Slime mit neuem Sänger. Ich war also mehr als gespannt. Das Set begann mit Komm schon klar. Tex Brasket, der Neue, verarbeitet hier sein Leben auf der Straße. Es folgte Bester Freund, auch hier verarbeitet Tex wohl seine Drogenprobleme. Ich weiß es aber nicht genau. Die Ansage, keiner solle ihm sagen, dass er kein Punk sei, fand ich ein wenig komisch. Ich weiß nicht, ob das in Richtung Diggen gehen sollte. Es folgte Mea Culpa. Die Ansage zum Song war: „Gerade in diesem Moment wird ein achtjähriges Kind in irgendeinem Beichtstuhl halb zu Tode gefickt!“. Ja nee, ist klar. Ich bin auch kein Freund von Kirche und Religion und ganz klar sind alle Kinderschänder zu verachten, das Lied aber finde ich fragwürdig. „Knie nieder und bete mich an, dein Arsch gehört nun mir …“. Das könnte im Prinzip fast schon von einer gewissen Frankfurter Band kommen. Sorry wir leben in nem Rechtsstaat und das ist auch gut so. Von Selbstjustiz halte ich nicht besonders viel. Diggen äußerte sich, dass SLIME jetzt wie Deutschrock klingen, Unrecht geb ich ihm nicht. Ich mag die neuen Songs einfach nicht, das wurde mir hier direkt bewusst. Dann kamen Schweineherbst und Deutschland muss sterben, zu denen DANGER DAN nochmals die Bühne betritt, auch nicht ändern. Das sind nicht mehr die SLIME, die ich mal geliebt habe. Namensänderung wäre meiner Meinung nach angebrachter gewesen. Schade irgendwie. Ich behalte jedenfalls einen fahlen Beigeschmack.

KNOCHENFABRIK spielten auf der kleinen Bühne und es gab sogar einen besonderen Anlass. Es war nämlich die Release Show zur neuen EP Musikalische Früherziehung. Von der EP gab man direkt Songs wie Sixpack Unboxing, Die dunkle Seite der Sonne und Gurkenlift preis. An Klassikern wie die Tochter vom Nachbarn, Was ist bloß passiert, Ich hör dir nicht zu, Der neugierige Nachbar, Glücklich, Grüne Haare und zu guter letzt Filmriss fehlte es auch nicht. Ich kann`s immer nur wieder sagen, müsste ich einem Alien erklären was Deutschpunk ist, ich würd ihm einfach Ameisenstaat vorspielen. Die Show hat mich total glücklich gemacht. Und ich glaube viele andere auch. Dafür musste ich mir auch die neue EP holen. Einseitig bespielt, und auf der B Seite ein grandioses Wimmelbild als Etching. Sehr schön ist das Teil geworden.

Als letzen Gig des Tages zog es uns nochmal vor die Mainstage, wo kein geringerer als Mike Ness mit seinen SOCIAL DISTORTION auftraten. Ich bin zwar im Besitz einiger Platten, aber ich muss zugeben, dass mich immer nur gewisse Songs mitnehmen. So war das Live auch nicht anders. Ich will gar nicht klagen, das war sehr professionell, manchmal fast schon zu sehr, aber bei mir persönlich kam eigentlich nur Stimmung bei Liedern wie Sick Boy, Story of my life, I was Wrong und Ring of Fire auf. Den Rest nahm ich, wie ich es auf den Alben auch mache, so nebenher mit. Nichtsdestotrotz war es cool die Band mal live gesehen zu haben. Denn das hatte ich bis dato nicht geschafft. Was sich Herr Ness allerdings bei seinen T-Shirt Preisen vorstellt, ist mir ein Rätsel. 40 Euro für ein T-Shirt empfinde ich trotz Inflation schon eine Frechheit.

Social D

Tag eins war vorbei und wir machten uns auf zum Campingplatz. Lustigerweise machte mich hier noch ein Hippie wegen meinem Hammerhead Gladbeck-Shirt an. „Hey was ist denn dass für ein T-Shirt? Das ist doch Silke Bischoff.“ „Nein das ist Hammerhead. Steht doch da. Silke Bischoff ist eine Gothband.“ „Das ist ne Sauerei! Findest du das etwa lustig?“ „Ob ich das lustig find, weiß ich gar nicht. Ich finde es aber lustig, dass man selbst auf einem Punkfestival immer noch ein paar Spacken mit einem Hammerhead T-Shirt provozieren kann.“ Na ja vielleicht hatte er sich auch vor kurzem erst die Doku auf Netflix angekuckt. War mir aber auch recht egal. Ich hatte keine Lust mehr auf unnütze Diskussionen. Mir war kalt, ich war müde, hatte genug Bier getrunken und wollte in meinen Schlafsack. So endete ein verdammt cooler erster Tag auf dem Ruhrpott Rodeo.

SAMSTAG 2. Juli 2022

Am Morgen werden wir wach durch die Musik unserer Zeltnachbarn. Da die eine sehr skurrile wie lustige Playlist haben, mit Songs die ich meist nicht mal kenne, nutze ich die Gelengenheit mal um rüber zu gehen und mich zu erkundigen, was da alles so läuft. Es stellt sich raus, dass die Typen verdammt nett sind und mir sofort mal Bier, Pfeffi und Zigaretten anbieten. Nach einem netten Plausch entscheide ich mich die Dusche aufzusuchen. Hier ein großes Lob an den Veranstalter und Crew. Duschen auf einem Festival empfinde ich als Luxus. Wenn diese dann noch warm sind, ist das schon sau geil. Meine Freude war jedenfalls groß. Das zweite Lob sag ich für die Toiletten. Spültoiletten sind der Hammer. Da ich eine Aversion gegen Dixis habe, feiere ich die Toiletten-Container. Ja ich sitze nicht gerne auf Bergen von Fäkalien anderer Leuten und am liebsten kacke ich zu Hause. Von daher war dies die bestmögliche Alternative zum Heimklo. DANKE!

Danach zogen wir mal über den Campingplatz und kamen immer wieder mit anderen ins Gespräch. Sehr cool wie nett und gechilllt alle hier waren. Arschlöcher wie man sie sonst bei diversen Veranstaltungen gibt, fand man keine. Das einzige was mir auffiel, darüber unterhielt ich mich auch später noch mit anderen, war, dass man dachte, man wäre mindestens auf einer Ü35 Party. Mich macht das ein wenig traurig. Wo ist der Nachwuchs? Soll das alles zugrunde gehen, wenn wir mal nicht mehr sind? Es wäre verdammt Schade. Hallo Jugend, geht mal zu Festivals, anstatt zu Hause rum zu gammeln.

Später auf den Platz und starteten dann mit PHÖNIX AUS DER KLAPSE. Das ist kein geringerer als Ferris MC. Ferris hab ich das letze mal 1999 auf dem E-Lake-Festival gesehen. Zu der Zeit war er einer der Hip Hopper, die man auch als Punk oder Metalhead gut finden durfte, ohne gleich seine Streetcredibility zu verlieren. Hip Hop war damals auch cooler als dieser ganze Gangster und Cloud Rap Müll. Aber sei’s drum. Hier hatte ich nostalgische Gefühle. Ferris hat sich aber gewandelt. Vom Rapper zu Punk. Die Musik ist Punk, oder man könnte teilweise Crossover sagen. Die Show ist cool, macht gute Laune und als Highlight kommt am Schluss der Song Bullenwagen. Das Lied scheint von den Anwesenden scheinbar jeder zu kennen, und so wird auch gefeiert und mitgegröhlt. Cooler Auftakt zu Tag zwei.

Phönix

Das nächst was wir uns ankucken sind JAYA THE CAT. Die Band höre ich selbst erst seit knapp zwei Jahren. Meine Freundin hat mich drauf gebracht. Ausserdem waren sie das letzte Live Konzert was ich am 27.12.2019 in der Garage in Saarbrücken gesehen hatte, bevor die ganze Scheiße mit der Pandemie los ging. Zwischenzeitlich hatte ich sie auf dem Mad Ones an Pfingsten gesehen, nun hier. Jaya the Cat ist einfach nur ne übelst geile Live Band. Ich denke hier auf dem Rodeo war das beste von den drei Auftritten, bei denen ich sie bis jetzt gesehen habe. Unfassbar, was da Live rüber kommt und was da für eine Stimmung verbreitet wird. Es war bereits recht voll mit tanzwütigen Menschen, die feierten richtig zu Liedern wie Amsterdam, Closing Time, El Camino, Hello Hangover und vielen mehr. Die Party ist gewaltig, alle feiern und hüpfen. Für mich definitiv eins der Highlights des Festivals. Abgerundet wird das ganze am Schluss mit dem obligatorischen Kniefall und Here Comes The Drums. Selbst als die Band schon von der Bühne ist, lässt sich kaum einer aufhalten weiter zu singen. Herrlich!

DRITTE WAHL kuck ich mir drei Songs an und entscheide für mich, dass das nicht meins ist. Ich mach mich übers Gatter, und hol mir Bier. Silke, die Fan der Band ist, meinte später, es wäre klasse gewesen, sie hätte nur den Song Fliegen vermisst. Dann nehm ich das mal so von einem Fan hin.

PÖBEL & GESOCKS starten dann auf der kleinen Bühne. Man kann einiges über Willi Wucher und Band sagen, das mag sein, dennoch find ich das dargebotene lustig. Bei dem Song Pöbel und Gesocks hält Willi ein Banner hoch wo eben Pöbel und Gesocks drauf steht, und wenn er’s umdreht steht da Oi! Oi! Oi! Was das Publikum lauthals mit brüllt. Ganz kucken wir uns das nicht an, weil wir noch kurz rüber zum Campingplatz wollen. Wir brauchen Hoodies und Essen.

Als wir zurück sind, fangen gerade AGNOSTIC FRONT an. Im Vorfeld hatten wir darüber diskutiert ob wir uns die singende Seerobbe an schauen. Zum einen schon hundert mal gesehen, zum anderen war Rogers Stimme zuletzt recht schwach. Und ich hatte ein wenig ein Problem mit einem Song den er bei seiner zweit Band The Alligators singt, wo er auf die Covid 19 Impfung schimpft, dass man dieser nicht trauen soll und anderen Schwurbel Blödsinn. Das aber alles in dem Zeitfenster als er selbst Chemo erhielt, um gegen seine Krebserkrankung zu kämpfen. Ich fand das bizarr. So standen wir da und … bäm, ja es feuerte dann doch so rein, dass wir nicht anders konnten, als rum zu springen und mit zu singen. Roger sang echt verdammt gut heute, Stigma und Mike Gallo hatten sau Bock, und ja ich höre die Band seit Ewigkeiten. My Life My Way sangen sie und es folgten die Evergreeens Gotta Go, For My Family, Crucified,und Police State. Dann wurde Blitzkrieg Bop von den Ramones eingestimmt und schon wars wieder vorbei. Die Spielzeiten auf er kleinen Bühne waren oft nicht so lang. Ich kann aber sagen das AGNOSTIC FRONT heute definitv ihren Ruf als GODFATHERS OF NEW YORK HARDCORE verteidigten. Hat mir sehr gut gefallen.

 

Agnostic Front

WIZO starteten auch schon auf der Hauptbühne. Los ging es mit dem Lieblingssong aller AfD’ler – Ganz klar gegen Nazis. Der wurde direkt vom Publikum aufgenommen. Klasse Song. Leider fiel mir zwischendurch auf, dass ich die Band zu viele Jahre ausser acht gelassen habe. Viele Songs kannte ich nicht. Dann spielten sie Kopfschuss und ich war voll dabei. Irgendwann stimmten sie sogar Kein Gerede an. Das freute mich höllisch. Denn dieser Song war mit verantwortlich dafür, dass ich zum Punk fand. Damals war der Song auf der Schlachtrufe BRD. Zusammen mit anderen Bands wie V-Mann Joe zum Beispiel. Von den anderen Bands, die auf dem Sampler waren, hört man nix mehr, von WIZO immer noch, und das zu Recht. Notiz an mich selbst: Wieder mehr WIZO hören.

DIE LOKALMATADORE höre ich nur von unserem Sitzplatz im Biergarten. Ich bin bestimmt kein Spiesser und kann mir gut und gerne mal richtig doofe Sachen wie Eisenpimmel und ähnliches anhören, aber DIE LOKALMATADORE sind mir einfach ne Spur zu niveaulos und zu dumm.

Auf der Ruhrpott Stage wurd’s dann laut, sehr laut und zwar mit KREATOR. Klar die Band mag musikalisch gar nicht ins Konzept passen. Aber Mille ist von seiner Einstellung vielleicht mehr Punk als so mancher Punk. Mit neuem Album im Gepäck feuerten sie ein Thrash Metal Gewitter ab. Massiv Pyros auf der Bühne. Herr Petrozza shoutete Hate über alles. Es folgten Hordes of Chaos, Enemy of God und Satan is Real. Soweit ich die Songs einordnen kann. Das letzte Album was ich mir gekauft hatte war Renewal und das ist verdammt lange her. Froh bin ich dennoch KREATOR mal live gesehen zu haben und das ohne eine Horde an Metalfans.

Kreator

Damit endete auch schon Tag zwei und es ging in den Schlafsack. Für Party auf dem Campingplatz war ich zu müde heute.

SONNTAG 03.07.2022

Früh mussten wir aus den Federn, da wir uns unbedingt CLOWNS ansehen wollten, die heute Opener waren. Trotz der frühen Spielzeit waren schon viele vor der Bühne versammelt. Die Band betrat die Bühne. Klar sehen die Australier ein wenig schier aus. Der Sänger mit seinem Vokuhila, seinem Schnurrbart und den 80ger Jahren Fussball-Shorts sah aus wie aus ner anderen Zeit. Aber wie der Typ abging war Weltklasse. Er und die Bassistin gaben wirklich alles. Er schmiss sich selbst auf die Crowd, sang im Publikum als wäre es ne Hardcoreshow in einem kleinen Laden, kraxelte wieder zur Bühne, schmiss das Mikrofon in die Menge, so dass es einer aufhob und mal eben weitersang und ging einfach nur ab wie die Luzi. Neben Ami And The Sniffers und The Chats eine sehr heisse Truppe aus Down Under. Man sollte mal ein Auge auf die australische Punkszene werfen. Da scheint einiges zu gehen. Für alle die CLOWNS immer noch nicht kennen: Hört sie euch unbedingt an.

Clowns

SHIRLEY HOLMES kriege ich leider nur am Rande beim Bier holen mit. Schade, aber leider kann ich nicht alles dauernd gucken. An der Stelle wieder ein Lob an die Veranstalter oder an Alex Schwers himself: Hier kann wirklich keiner meckern, dass die Frauenquote auf der Bühne zu gering sei. Ich hab hier wirklich viele Bands gesehen in denen eine oder mehrere Frauen spielen. Das find ich auch mal erwähnens- und lobenswert. Danke dafür.

Weiter ging es mit den allmighty BABOON SHOW. Was soll ich hier gross sagen, wer die Band kennt, weiß was ihn Live erwartet. Eine energiegeladene Show, die immer wieder Spaß macht. Cecilia rannte und turnte auf der Bühne wie eh und je, legte sich allerdings bei eine Sprung vom Drumkit hin. Sang aber weiter als wenn nix passiert wäre. Wie die das in den Schuhen auch immer wieder hinkriegt ist mir ein Rätsel. Da die Band fast nur Hits und Ohrwürmer hat, ist die Setlist entsprechend gut. Oddball, Have a party with me, Radio Rebelde, You got a problem without knowing it, Me Myself and I, sind nur ein paar der gespielten Songs. Am Schluss gab es dann noch Same Old Story, und wieder mal war eine grandiose Show zu Ende.

Das Saarland dockt an meinte Ollo und schon standen PASCOW auf der Bühne. Begleitet von Saarland Asozial Rufen aus dem Publikum. Diese Saarländer scheinen wohl überall zu sein, sogar nachts bei mir im Zelt. Alex berichtete, dass sie am Tag zuvor in der Oetinger Villa gespielt haben und Ollo wohl völlig dehydriert kotzend auf dem Parkplatz am Ende der Show lag. PASCOW, was soll ich sagen, eine Band, die ich am Anfang ihrer Karriere belächelt habe. Ich fand die nicht gut. Heute frag ich mich warum und ich nehm das zurück. Aber ich glaube mittlerweile find ich sie auch schon länger gut, als dass ich sie schlecht fand. Jedenfalls drehten die Jungs aus Gimbweiler voll auf. Silberblick und Scherenhände knallte aus den Boxen, und als sie Spraypaint The Walls anspielen gibt es für mich kein Halten mehr. Ich liebe den Song, ob nun von Cünstler von SchrengSchreng und Lala, Black Flag, oder eben von Pascow vorgetragen, der Song ist Bombe. Es folgten Songs wie Trampen nach Norden, Diene der Party, Äthiopien hat die Bombe. Irgendwann flog Silke die Saarländerin an mir über den Köpfen der Leute vorbei, da wusste ich auch wo sie abgeblieben war. Alex sprach sich noch gegen den Krieg in der Ukraine aus und es folgten noch Songs, aber ich weiss gerade nicht mehr was es alles war. Ich habs mal vor Jahren in einem Review zu Diene der Party geschrieben. PASCOW hätten das Potential einer der grössten deutschen Bands zu werden. Mittlerweile Frage ich mich, sind sie das nicht dann doch irgendwie? Live auf jedenfall!

Pascow

PETER AND THE TEST TUBE BABIES spielten hinterher die kleine Bühne. Die Band gibt es so lange wie es mich gibt, und trotzdem habe ich sie noch nie Live gesehen. Das muss man mal fertig bringen. Dabei mag ich sie sehr. Peter war allerbester Laune. Der Mann hatte echt ein Dauergrinsen auf dem Gesicht. Und schon recht am Anfang des Sets spielten sie The Jinx, was mich glücklich machte. Um es mit den Worten von KONTROLLE zu sagen: Während sich die alten mit einer Träne im Knopfloch PETER AND THE TEST TUBE BABIES anhören … Ja genau so war es. Es folgten Banned From The Pubs, Blown Out, Pissed Punks und weitere Hits. Peter bedankte sich bei den Schatzis, gemeint war das Publikum, und ich denke die hatten mindestens genau so viel Freude wie die Band selbst. Muss ich mindestens noch einmal Live sehen. Ich hoffe es dauert nicht wieder 44 Jahre bis dahin.

ANTI FLAG kamen schon dran. Die politische Band ließ es sich auch nicht nehmen direkt mal Stellung gegen Putin zu beziehen, aber auch die AfD und andere Faschos kriegten ihr Fett weg. Genauso wie die Abtreibungsgegner in den USA und sonst wo. Die Show der Pittsburgher Band war richtig gut. Hits wie This Is The End (for you my friend) Die For Your Government, American Attraction durchzogen das Set. Irgendwann folgte dann ein klasse Medley bestehend aus Blitzkrieg Bop, Rise Above, Should I Stay Or Should I Go und anderen Punkklassikern. Fand die Show richtig klasse in allen Belangen, es war wieder ein kurzweiliger Spass.

THE CHATS kriegte ich dann leider, leider nicht wirklich mit. Ärgerlich und bedauerlich.

20:40 Uhr Zeit für den großen Surprise Act. Jaja, ich hatte insgeheim auf DIE TOTEN HOSEN gehofft, es hätte so was von gepasst, gerade zum 40. Bandjubiläum. Meine investigative Recherche sagte auch es können nur Die Hosen sein. Peter And The Test Tube Babies sind gute Freunde der Hosen, Danny von den Pestpocken war hier. Er kennt Campino wohl gut, und hat ein Wohnzimmer Konzerte irgendwie mit Organisiert. 20:40 …, die 40 hinten sagte es doch auch. Silke meinte ich würde jetzt aber komplett spinnen und das schon an Verschwörungstheorien grenze. Na gut, recht hatte Sie. Naja seit Donnerstag war ja auch schon bekannt dass der Surprise Act BROILERS wären. Nichts gegen die Band, viele scheinen das ja wohl auch zu begrüssen, aber mich hat die Musik der Broilers noch nie interessiert. Von daher sind sie mir auch schnurzegal und ich entschied mich dazu während des Auftritts mir was zu Essen zu besorgen. Ist halt so. Denke aber Fans der Band kamen auf ihre Kosten.

Broilers

BOOZE & GLORY schauten wir uns ebenfalls aus dem Biergarten heraus an. Ich hatte mich noch nie so wirklich mit der Band beschäftigt, musste dann aber sagen, dass das was ich hörte, mir doch besser gefiel als gedacht. Muss ich mir definitiv mal zu Hause geben. Ich denke ich könnte hier was verpasst haben.

DROPKICK MURPHYS kamen dann als letzte auf die große Bühne. Die Murphys hab ich schon oft live gesehen, aber immer irgendwie nur auf Festivals. Sie waren auf jeden Fall wie gewohnt gut. Irgendwie wurde das Ganze wohl für ein Live Album aufgenommen oder Video. Die Band beglückte das Publikum mit Songs wie Johnny, I hardly Knew ya, Warriors Code, Rose Tattoo, und am Schluss das obligatorische I’m Shipping Up To Boston.

Was soll ich hier groß sagen? Wer die Murphys kennt, weiß was er bekommt. Das war schon immer so. Damit war auf der großen Bühne nach einem langem Set Schluss.

Als Rausschmeisser fungierten THE VALKYRIANS, die den Abend eher ruhig aber cool mit Early Reggae ausklingen liessen. Wir tauschten unsere letzten Getränkemarken noch gegen Pfeffi und Cola Rum und verliesen mehr als glücklich das Gelände Richtung Campingplatz

FAZIT

Das RUHRPOTT RODEO war wohl eins der schönsten und besten Festivals wo ich bis dato war. Irgendwie passte alles, was das ganze zu ner Runden Sache machte. Sowohl Bands wie Publikum waren fast allesamt super. Hier auch noch ein Lob an die Security, die echt coole Säue waren und keine Idioten wie es sonst so üblich ist. Oft spielten sie den Zuschauern einfach nur Strandbälle zu, mit denen wir uns dann amüsierten. Ein klasse Festival, das richtig richtig Spass gemacht hat. Danke an Alex Schwers dafür.

Da das Festival wohl nicht so gut besucht war wie angenommen, außerdem Corona und andere Scheiße passierte, ist das Festival ein wenig in Finanzielle Schwierigkeiten geraten. Unter folgendem Link könt ihr gerne was spenden:

https://gofund.me/ecede7f6

Es wäre schade, wenn so ein Festival von der karte verschwinden würde. Den gleichen Weg kennen wir ja vom Groezrock. Hoffen wir das Beste, damit man nächstes Jahr sagen kann Willkommen zu RUHRPOTT RODEO 15.

In dem Sinne,

Rumpelschiltzchen

Polytox Redaktion
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1 Kommentar

  1. Hey….uns ging es ähnlich mit dem Öl, nur das wir Zuwenig hatten, als wir abends mit 2 Std. Verspätung ankamen waren wir auch heile froh das Unwetter nicht im Zelt sondern noch im Auto zu erleben.Liebe Grüße und bis hoffentlich nächstes Jahr zum Rodeo

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