Spermbirds, Loaded, Kick Joneses – Kaiserslautern/Kammgarn, 15.11.2019

Old Punks Of K-Town

Es hat für mich etwas von einer Strafe, dass ich nicht schon einen Tag vorher in Karlsruhe in der Alten Hackerei bei dem Konzert dabei sein konnte,weil ich einer privaten Verpflichtung nachkommen musste. Aber gut, manchmal heißt es einfach Augen zu und durch. So laufe ich heute vom Parkplatz aus, das Ziel fest vor Augen, recht schnell auf die Kammgarn zu. Jedoch nicht, weil wir spät dran sind, sondern es arschkalt in Kaiserslautern ist. Denn aus Mannheim, in der Rheinebene liegend, ist es immer ein paar Grad wärmer, als im Pfälzer Wald, der Heimat von den Spermbirds, wo keines der Bandmitglieder mehr wohnt, aber traditionell groß gefeiert wird.

Persönlich verbindet mich mit Kaiserslautern ehrlich gesagt auch nicht wirklich viel. Obwohl ich selbst aus der Pfalz stamme, so hat es mich immer schon nach Mannheim gezogen. Trotzdem kann ich mich an ein paar tolle Konzerte in der Kammgarn erinnern. Wobei auch diese immer etwas mit den Spermbirds oder der anderen Band einiger Mitglieder zu tun hatte – Die Walter Elf. Ich weiß nicht wie oft die Doppelkonzerte zwischen Weihnachten und Neujahr stattfanden, oder wie oft ich selbst dort war, aber so drei- bis viermal mag das schon gewesen sein.

Na jedenfalls stehe ich jetzt wieder in diesem Veranstaltungsladen, in dem normalerweise größere Popbands, Comedy oder Kabarett stattfinden und freue mich für die Band, dass sie den großen Saal für über 1.000 Personen ausverkauft haben. Obwohl das an alter Wirkungsstätte 2019 eine Ecke länger gedauert, als das letzte Mal. Das war glaube ich 2012, wenn ich mich nicht irre. Jedenfalls lange genug her, dass ich heute deutlich weniger Leute treffe, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe, als damals.

Das Drehbuch zum Stagedivehagel

Bei einigen finde ich das schade, bei den Meisten wiederum überhaupt nicht. Trotzdem kommt keine Langeweile auf, denn nach wie vor gibt es noch genügend Bekannte, die entschieden haben sich das neue Album Go To Hell Then Turn Left erstmals live präsentieren zu lassen. Unter anderen Moses aus Homburg, der just an dem Tag seine neue Ausgabe des ZAP am Merchstand von den Spermbirds feilbietet. Ob und was das Fanzine nach gut zwei Dekaden Abwesenheit noch kann, demnächst an anderer Stelle.

Denn heute geht es um Spermbirds (hier das Interview vom September), für die Kick Joneses den Opener machen. Bei der Band steht unter anderem Beppo (Spermbirds-Drummer) am Mikro, Frank Rahm (ehemaliger Spermbirds-Gitarrist) an einer Gitarre und Jürgen Schattner (Rookie-Records-Chef) an der anderen Gitarre. Das vielgepriesene network of friends funktioniert hier offensichtlich sehr gut. Die Band zieht bereits einige Fans aus dem Vorraum in Richtung Bühne. Auf mich möchte der Funke aber noch nicht so richtig überspringen. Einen erheblichen Teil trägt der etwas breiige Sound dazu bei, der von der Bühne dröhnt.

Bei den darauf folgenden Mannheimer Bros. Loaded, stört mich das kein bisschen weniger. Bloß bildet sich da schon eine eigene Gruppe von Leuten, mit denen man lacht, tanzt und sich gemeinsam über die Soundqualität ärgert. Oder über interessante Tanz-Stilblüten staunt, wie ich sie aus meiner Jugend auf dem Pfälzerdorf kenne. Die Rede ist dabei von Pogotanzversuchen zu viert nebeneinander, während man den Arm um den Hals auf die Schulter des anderen legt oder sich als Paar eingehakt so lange im Kreis dreht, bis man auf die Schnauze fliegt. Aber gut, ich vergesse wo ich bin. Kaiserslautern hat zwar knapp 100.000 Einwohner bleibt aber wohl aufgrund seiner Lage inmitten des Pfälzer Waldes einfach ziemlich provinziell. Das mag jetzt arg arrogant anmuten, so ist es aber nicht gemeint. Ebenso wie ich mich auf Festivals über Tierkostüme wundere, verstehe ich sowas halt auch nicht. Da widme ich mich lieber dem straigthen Punkrock von Loaded, die übrigens am 30. November ihre Releaseparty in Weinheim feiern und dann sicher einen deutlich besseren Sound haben.

Nach einer ertragbar langen Umbaupause betreten Spermbirds die Bühne und legen ohne groß Firlefanz recht zügig mit Knifethrower los. Aufgrund des Intros bietet sich der Song eben richtig gut dafür an. Gefolgt wird das Lied vom Titeltrack des neuen Albums Go To Hell Then Turn Left. Da ist auch schon richtig gut Mische vor der Bühne. Offensichtlich werde nicht nur ich den Abend bis zu einem gewissen Teil als knackige Sporteinheit verbuchen. Common Thread und Americans Are Cool sorgen für einen ersten Stagedivehagel, an dem sich erfreulicherweise erstaunlich viele Frauen beteiligen. Ich für meinen Teil schaffe es gerade mal auf so einen komischen Würfel, die direkt vor dem kleine Graben stehen. Allerdings nicht im Stehen, sondern ich werde beim hin- und herwabern der Pogomasse mit meinem Allerwertesten darauf platziert. Gar nicht so richtig geil, da dort vorher wohl extra ein ganzer Kasten Bier ausgeleert wurde, den meine Hose gerade wie ein durstiger Schwamm in sich aufgenommen hat. Lecker, ich freue mich. Aber egal, dann tanze ich das wieder trocken. Das klappt soweit auch, obwohl ich finde, dass der Spannungsbogen zum Ende etwas nachlässt, bevor bei der Zugabe nochmal ordentlich mit Light’s Out und Texas Cowboy aufgedreht wird. Trotzdem bin ich natürlich überaus selig und bin mir durchaus bewusst, auf welchem Niveau ich da jammere. Aber hey, wenn ich das hier schon schreibe, dann erwähne ich es halt auch mal.

Die Travelparty nach Ende des zweiten verlängerten Tourwochenende

Glücklich und extrem zufrieden widme ich mich einem letzten isotonischen Getränk und denke wie fein es doch wäre, wenn die Truppe im Juli 2020 beim Back To Future spielen würden – dort passt auch der Sound.


Bands:

Spermbirds: Album, Facebook

Loaded: Facebook

Kick Joneses: Facebook

Rookie Records Label: Homepage, Facebook

Bocky
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