The Briefs – Platinum Rats

Alte Liebe rostet nicht

So richtig bekomme ich es nicht mehr zusammen, wie ich auf The Briefs aufmerksam wurde. Aber schaue ich mir die Diskografie an, dann muss das 2002 oder 2003 gewesen sein. Die zweite Platte Off The Charts war schon erschienen, von der dritten – Sex Objects – aber noch keine Rede. Irgendwie muss das auch mit den seligen Shocks was zu tun haben. Schließlich habe ich mir damals nach den Berlinern die Finger geleckt und die haben mit den Amis zu tun gehabt. Zum einen machten sie eine Split-Single miteinander und zum anderen wurden die Shocks mal auf einem Flughafen in den Staaten für ein oder zwei Tage festgehalten, weil sie mit ihren Instrumenten einreisten und deshalb für illegale Einwanderer hielt. Also Typen, die unfassbar viel Geld mit Musik machen und dem Staat davon keinen Cent davon abgeben wollen. So oder so ähnlich war das. Eingereist und die Tour mit The Briefs gespielt haben sie nie. Doch das traumatische Erlebnis wurde in Form einer Doppel-Single namens Banned From The Unites States Of America festgehalten.

Zurück zu dem ’77-Punkrockwunder aus Seattle, mit denen habe ich am 25. Mai 2005 ein erstes Konzert im JUZ Mannheim veranstaltet und freute mich wie Nachbars Lumpi. Die Einzelheiten sind in den Jahren etwas schwammig. Ich weiß aber noch, dass die Hütte voll war und wir uns damals wunderten, dass einige Leute da waren, die wir vorher noch nie im JUZ gesehen haben.

Wann ich das zweite Konzert mit The Briefs durchgezogen habe, weiß ich nicht mehr. Ich schätze das muss aber auch gleich 2006 zur Tour für Steal Yer Heart gewesen sein. Das fand aber nicht im JUZ Mannheim statt, sondern einer nigelnagelneuen Eventlocation im Mannheimer Schloss. Zu der Tour wurde ihr neues Album sogar bundesweit in einer Pro Markt Zeitungswerbebeilage angepriesen. Wie das zustande kam, weiß ich bis heute nicht. Aber, dass ich mich über deren Tourmanager wunderte, dass er am Mannheimer Schloss mit dem Van vorbeigurkte und die Brücke nach Ludwigshafen nahm. Ich dachte, ich sehe die jetzt erstmal ein paar Stunden nicht wieder, doch keine viertel Stunde später standen die dann vor’m Schuppen, da der Van mit etwas absolut Modernen ausgestattet war: Einem Navi!

Das Konzert selbst war musikalisch einwandfrei, bloß das Publikum war schräg. Diesmal kannte ich bloß die Personen, die mir bei der Show vorher im JUZ unbekannt waren. Also jene, die sonst nie im JUZ waren. Alle anderen an dem Abend habe ich wohl nie wieder gesehen, weil ich dort keine Veranstaltung mehr machte. Da verstand ich erstmals, wie unflexibel Menschen sein können, wenn sie mal den Ort des Geschehens wechseln sollen. Aber egal, ich kam mit einem blauen Auge davon und wir feierten hinterher im Blau noch diverse Jägermeister-Time mit Kicks, der uns erzählte, dass die Plörre dort hart gefeiert wird.

Bald darauf war erstmal Ruhe im Karton und es gab bloß diverse Drogen-Gerüchte. Angeblich, dass Steve E. Nix derart hart drauf sei und sogar seine umfangreiche Plattensammlung verkaufe, um an Stoff zu kommen. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht. Klar, das ist ne Story, der man Glauben schenken kann. Immerhin kennt man sowas von zig anderen Bands.

Wie dem auch sei, ich trauerte der Band nach und war froh sie wenigstens ein paar mal gesehen, veranstaltet und kennen gelernt zu haben. Umso erfreuter war ich als es wieder erste Lebenszeichen gab, in dem sie einzelne Shows in den Staaten spielten. Richtig wuschig und hippelig wurde ich nachdem sie für das Rebellion Festival in Backpool letztes Jahr angekündigt wurden. Ein Grund mehr sich das gesamte Spektakel selbst anzuschauen. Bloß muss ich zugeben, dass mich der Auftritt dort nicht sooo richtig mitgerissen hat. Woran es lag, kann ich bloß vermuten: Zu große Bühne, zu früh am Tag, zu hohe Erwartungen. Die Kids Laugh At You-Single erfüllt hingegen wieder alle Erwartungen. Schneidiger ’77-England-Punkrock mit der schmissigen East-Bay Kante, die den nötigen Rotz zwischen den Rillen auf dem schwarzen Gold ausmachen und ihnen ihren ganz eigenen Sound geben.

Allerdings steckte mir sozusagen noch das Konzert in England in den Knochen, um mich so richtig auf ein neues Album zu freuen. Vorsichtig tastete ich mich an Platinum Rats und den Opener Bad Vibrations heran und mir fiel ein Stein vom Herzen. Weil das sind The Briefs. Fluffig-leichter Zappelsound, der ungefragt auf dein Herz loshoppelt und es im Sturm erobert. Ich habe zwar etwas gebraucht mich wieder an diese Riffs und Melodien zu gewöhnen, weil ich sie nicht mehr gewohnt war. Lange gedauert hat es aber nicht, schließlich sind die damals in meine DNA gesickert. Seither gehört es zu meinen meistgehörten Alben der letzten zwölf Monate, Sprich, Platinum Rats ist ein astreines The Briefs Album geworden. Dass zwischen dem und dem letzten rund 14 Jahre liegen, kann man fast glauben, hört man Songs wie Nazi Disco, She’s A Rat oder I Hate The World. Jetzt muss der Vierer es bloß noch live schaffen, mich so zu begeistern, wie damals. Da mein nächstes Mal beim Back To Future sein wird, gehe ich mal ganz stark davon aus, dass diese meine ’77-Punkrock-Idole mir vor Ort den Boden unter den Füßen wegziehen. Das wird ein ganz großer Kracher, da bin ich mir nicht zuletzt aufgrund von Platinum Rats ganz sicher!


Info

Format: LP, CD

Band: Facebook

Label: Damaged Goods, Burger Records

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Bocky
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