The Restarts – Uprising Interview

Allerbester DIY-Anarchopunk

Das Londoner Anarcho-HC-Trio um Sänger Kieran Plunkett ist eine meiner Konstanten seit über 20 Jahren. Uns verbindet keine wirklich tiefe Freundschaft, doch laufen wir uns seit 1998 oder 1999 regelmäßig über den Weg. Angefangen hat das damals mit einer Tour als The Restarts in einem ausrangierten englischen Taxi im Mannheimer JUZ aufkreuzten, um dort zu zocken. Obwohl die Erinnerung ziemlich vernebelt ist, behaupte ich mal das war Liebe auf den ersten Blick. Denn in der Folge ließ ich es mir nicht nehmen so ziemlich alle Konzerte in erreichbarer Nähe zu sehen, oder sie mit Kumpels dann selbst im JUZ Mannheim zu veranstalten. Ich war und bin schlicht von dem Sound und insbesondere von Kierans Gesang völlig fasziniert. Die Stakkato-Salven, die er übers Mikro rausfeuert, sind stellenweise härter und aggressiver als das, was die Instrumente zu bieten haben. Das muss man im Anarcho-HC-Genre erstmal hinbekommen.

Der regelmäßig unregelmäßige Kontakt über die Jahrzehnte hinweg, führte dann natürlich aber doch dazu, dass man sich besser kennenlernte. Entsprechend klar war für mich, dass ich über das neue Album mehr als eine Review schreiben will. So schickte ich ein Rudel Fragen über den Ärmelkanal, die nicht nur von Kieran, sondern auch von Robin beantwortet wurden. Er ist seit 2003 in der Band und damit die zweite tragende Säule von The Restarts.

Nun gute Unterhaltung mit den Politpunks und kauft euch das neue Album Uprising, das wirklich das mit Abstand beste bislang von ihnen ist.

Wieso beginnt das neue Album mit einem Greta-Thunberg-Zitat?

Kieran: Ihre Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2019 war so kraftvoll, dass es mich umhaute, als ich sie zum ersten Mal hörte. So etwas Ergreifendes und Inspirierendes von so einem jungen Menschen. Die prägnante, schnell auf den Punkt gebrachte Kritik erinnerte mich umgehend an die einfachen und düsteren Lyrics von Discharge, die wir alle kennen und lieben. Tatsächlich ist das aber meine Tochter, die die Rede nachspricht, weil ich keine Lust auf einen Rechtsstreit hatte, indem wir das Original nutzen. So haben wir einfach Gretas Worte in einem typischen Discharge-Song genutzt. Wie bei Discharge-Texten, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich die Sätze lese.

Ist sie denn jetzt schon eine historische Person?

Kieran: Klar, der Platz in der Geschichte ist ihr sicher. Bestimmt war das nicht ihre Absicht, aber sie hat eine weltweite Bewegung losgetreten.

Fridays For Future ist in Schland recht groß, wie sieht das bei euch aus?

Kieran: Das ist ähnlich. Greta hat weltweit junge Leute inspiriert und auf die Straße gebracht. Seit Punkrock in den Mainstream gesickert ist, ist das die erste Jugendbewegung, die positiv und gleichzeitig lebendig ist.

Robin: Das ist das erste Mal, dass ich von FFF höre. Ich kenne die nicht und weiß auch nicht wofür sie stehen.

Extinction Rebellion ist deutlich radikaler. Wie steht ihr zu diesen Umweltaktivisten?

Kieran: Es gibt viele verschiedene Meinungen zu der Gruppe. Ein paar meiner Freunde sind in die direkten Aktionen von ER eingebunden, die zu guten Ergebnissen führten. Andere wiederum kritisieren sie, als eine Gruppe privilegierter Weißer und gehen davon aus, dass wenn 1.000 schwarze Kids aus dem Arbeiterumfeld Marble Arch (eine Sehenwürdigkeit in London) für zwei Wochen besetzt und den Verkehr blockierten hätten, dann wäre die Polizei nicht einfach nur daneben gestanden. Andere sprechen sich gegen sie aus, weil Leute aus der Mittelklasse die Pendlerzüge der Arbeiter blockieren, die arbeiten müssen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Ich finde, unabhängig vom Beweggrund einer Bewegung – Klimaaktivisten, Veganer, streikende Arbeiter –, muss man die ganze Gesellschaft im Blick haben, weil man möglichst alle auf seiner Seite haben muss.

Robin: Ich kann ihren Anlass nachvollziehen und finde sie gut, weil sie Aufmerksamkeit auf das Thema ziehen. Obwohl ich eigentlich glaube, dass der Mensch an sich eine Plage für die Erde ist und es die nicht-menschliche Erdpopulation ohne uns deutlich besser hätte. Abgesehen von der Fleisch- und Milchindustrie, spricht übrigens niemand davon wie Babys die globale Erwärmung vorantreiben. Meine Freundin und ich entschieden uns bewusst gegen Kinder, womit unser CO2-Fußabdruck mit uns stirbt. Das ist, wie wir die globale Erwärmung für die Zukunft von Kindern Anderer reduzieren. Außerdem möchte ich in dieser Welt kein Kind groß ziehen, weil die Bedingungen täglich schlimmer werden. Der Normalo ist in der Überzahl. Wir hingegen waren schon immer in der Unterzahl und werden das auch bleiben. Das klingt vielleicht deprimierend, aber irgendwann akzeptiert man das und lernt damit zu leben. Ich gebe mein Bestes und versuche Dinge zu beeinflussen, in dem ich mich ehrenamtlich betätige, an direkten Aktionen teilnehme und Lieder schreibe.

In einem Interview für eine deutsche Zeitung sagte Roger Hallam, der Gründer von ER, der Holocaust sei nur eine weitere “fuckery” in der Menscheitsgeschichte. Außerdem sei das fast ein normales Vorkommen und in den letzten 500 Jahren öfter vorgekommen. Etwas schräg, oder?

Kieran: Ich denke er hat sein Kommentar nicht gut durchdacht. Ich schätze er hat versucht sich das große Bild der globalen Klimakrise anzuschauen, war aber nicht fähig das vernünftig zu artikulieren und hat richtigen Bullshit rausgehauen. Wie mit jeder neuen Bewegung wird es eine Weile dauern, bis ER sich im Klaren darüber ist, wie die Organisation funktioniert und strukturiert ist. ER hat eine ähnliche Hierarchie wie eine politische Partei und die Leute an der Spitze verdienen viel Geld. Es wirkt als ob sie sich im Rahmen des Big Business bewegen. Viele Leute scheinen damit unzufrieden und sollten eine Alternative anbieten. So kommt man voran. Wie bei jeder Bewegung gibt es viel Streit und Ungunst untereinander, dass es nach außen sehr uneins wirkt und den inhaltlichen Schwung schwächt. Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee ihn abzusetzen. Doch wenn der Streit dann weitergeht, wird er sagen, dass es nicht klug war ihn abzusetzen. So kann man schlecht sagen, ob es wirklich richtig ist jemanden aufgrund einer bekloppten Aussage abzusägen.

Robin: Weder kenne ich den Kontext, noch habe ich das Interview gelesen. Davon abgesehen interessiere ich mich nicht für ER oder lese Boulevardpresse. Doch wenn es um den Holocaust ging, dann hätte er darauf antworten sollen und nicht mit whataboutism und anderen Völkermorden. “Nur eine weitere” ist ein traurige Wortwahl und klingt, als ob er den Hoocaust herunterspielen wolle.

The Restarts Robin Licker Front
Robin ist ein echter Fachmann, wenn es um die Thematik Israel und Palästina geht

Der Song Uprising handelt von der palästinensischen Freiheitsbewegung. Wie ihr sicher wisst, darf man sowas in Deutschland aufgrund des Zweiten Weltkriegs fast nicht laut äußern. Außerdem habt ihr sicher von der linken Gruppe die Antideutschen gehört, die teilweise völlig loyal zum israelischen Staat steht.

Kieran: Ja, wir wissen davon, halten aber nichts davon darüber nicht zu reden. Ist es Befürwortern des Staates Israel gegenüber unsensibel, den Genozid und die ethnischen Säuberungen in Palästina zu erwähnen? Antisemitismus ist weltweit wieder auf dem Vormarsch, wogegen man sich mit Händen und Füßen wehren muss, aber gleichzeitig darf das nicht nur zu leiser Kritik am Staate Israel führen. Wir kritisieren täglich die britische Außenpolitik, sind aber nicht gegen Briten. Ebenso verabscheuen wir den Idioten im Weißen Haus, sind aber keine Antiamerikaner. Und wir kritisieren israelische Expansionspolitik, die mit der Umsiedlung von Einheimischen einhergeht, sind aber keine Antisemiten.

Robin: Ich kenne die antideutsche Position nicht wirklich. Aber ich würde sie fragen, wie sie glauben können links zu sein und gleichzeitig loyal zu einem kolonialem Siedlungsprojekt stehen können, dessen gesetzliche Grundlage unterscheidet zwischen Ethnie und Religion und gefördert wird von einer rechten Regierung. Israel versteht nicht Israeli als seine Nationalität, sondern Jüdisch. Das führt dazu, dass Nichtjuden weniger Rechte haben. Obwohl der Großteil Palästinenser sind, die 1948 die Nakba (die Vertreibung der Palästinenser, Anmk. Bocky) überlebten, in deren Zusammenhang Israel dort gegründet wurde, wo vorher das Land Palästina war. Außerdem gibt es zwei verschiedene Staatsbürgerschaften. Das Rückkehrrecht gilt nur für die jüdische Bevölkerung und erlaubt es allen Juden auf der Welt nach Israel zu kommen, einhergehend mit einer staatsbürgerschaftlichen Garantie. Abgesehen von den Kritikern gegenüber dem Staat, doch dazu gleich.

Auf der anderen Seite gibt es weltweit mittlerweile rund acht Millionen palästinensische Flüchtlinge, die ihre Heimat aufgrund der Nakba verlassen mussten und nicht zurückkehren dürfen.

Auch das kürzlich erlassene Nationalstaat-Gesetz regelt, dass ausschließlich Juden ein Bestimmungsrecht haben und diskriminieren somit wieder Nichtjuden. Das ist keine Demokratie, das ist die Definition von Apartheid und sicher der Grund eine jüdisch demographische Mehrheit aufrecht zu erhalten.

Auch wenn ich es unterstütze, dass Menschen einen eigenen Staat haben sollen (übrigens schrieb ich Independentzia vom letzten Album), denke ich auch immer wieder, dass dies nicht auf die Kosten Anderer passieren darf. Doch auf der anderen Seite der “Israelischen Grenze” (bis heute gibt es keine offiziellen israelischen Grenzen), in den besetzten palästinensischen Gebieten der Westbank und Ostjerusalem, leben Palästinenser seit 1967 unter militärischer Besatzung, wo Touristen mehr Rechte haben, als die Menschen, die dort wohnen. Jüdisch-israelische Kolonialisten in den illegal besetzten Siedlungen leben unter Zivilrecht und die Palästinenser unter Militärrecht. Der einzige Grund weshalb Israel die Westbank noch nicht annektiert haben, ist, dass dort einfach noch zu viele Palästinenser leben.

Den Gazastreifen möchte ich auch noch erwähnen. Dieser ist regiert von einer anderen rechten Organisation, der Hamas, die anfangs von den Israelis unterstützt wurde, um die PLO von Arafat zu untergraben. Ich denke der Hauptunterschied zwischen der Hamas und der israelischen Regierung ist, dass die Hamas eine Widerstandsbewegung ist, die nach 25 Jahren militärischer Besetzung entstanden ist. Aber auch die Hamas kann nicht behaupten, dass sie sonderlich demokratische Strukturen hat. Beide Regierungen haben unzählige Terrorakte begangen. Wobei diese der israelischen Seite weitaus erfolgreicher waren, wenn man sie miteinander vergleicht. Erfolgreich ist hier sicher nicht der richtige Begriff, aber ich denke du weißt, was ich meine. Dieser mittelalterliche Stil von Land-, See- und Luftblockade dort, macht den Gazastreifen zum größten Open-Air-Gefängnis, das es gibt und jetzt ins achte Jahr geht. Von den zwei Millionen Palästinensern wurden rund 70% von ihrem Land vertrieben oder bekamen es abgenommen, während der Nakba als der Staat Israel gegründet wurde.

Als direkte Folge der Belagerung sind 97% des Wassers nicht genießbar. Die Hälfte der Bewohner sind Kindern, die sozusagen täglich vergiftet werden. Vor ein paar Jahren sagte die UN dazu, dass der Gazastreifen ab 2020 nicht mehr bewohnbar ist. Mit Ausnahme von kleinen internationalen Gemeinschaften wird das nicht verurteilt, es wird nichts dagegen unternommen, oder Sanktionen verhängt.

Um es klarzustellen, ich bin für ein freies Palästina, aber ich bin auf gar keinen Fall Unterstützer der Hamas oder Fatah.

Ich würde mal gerne wissen, was der Zweite Weltkrieg mit den palästinensischen Menschen zu tun hat. Ich weiß, dass viele Deutsche damit etwas zu tun hatten. In dem Zusammenhang glaube ich, ist es nicht zu weit hergeholt, dass viele Antideutsche ältere Familienmitglieder haben, die in Verbindung mit der Judenverfolgung stehen und ihre blinde Loyalität einem Apartheidssystem gegenüber von einem großen Schuldgefühl getrieben ist. Meiner Meinung nach kann man niemanden für etwas verantwortlich machen, was jemand anderes aus der Familie begangen hat. In diesem Fall geht das ja sogar über Generationen. Schätzungsweise kann ich nur darauf hoffen, dass deren Kinder sich für das Verhalten ihrer Eltern schämen und dann loyal gegenüber Palästina sind.

Sollten die Antideutschen nicht eher den jüdischen Menschen gegenüber loyal sein, anstatt dem jüdischen Staat? Meinem Verständnis nach handelt es sich bei ihnen um Anti-Nationalisten. Also warum unterstützen sie dann einen Staat und seine zionistische Ideologie?

Außerdem haben nicht alle Juden die gleiche politische Einstellung. Das ist eine unglaubliche Generalisierung, die schon wieder antisemitisch ist. Nicht alle Juden sind Zionisten und nicht alle Zionisten sind Juden. Tatsächlich ist der christliche Zionismus älter als der jüdische. Ich möchte darauf aber nicht näher eingehen, da ich nicht glaube, dass dies eine Rolle im Denken der Antideutschen spielt. Naom Chomsky und Norman Finkelstein sind beides Juden und Antizionisten. Finkelstein, auf den ich mich weiter oben bezog, wurde sogar aus Israel verbannt. Darüber hinaus gibt es weltweit antizionistische Organisation, wie beispielsweise die Jewish Voice For Peace (USA), oder die Jewish Voice Of Labour (UK) und natürlich die Jüdische Antifa Berlin, die unsere Sichtweise unterstützt. Es macht den Eindruck die Antideutschen denken, dass wenn man sich für Freiheit und die gleichen Rechte für Palästinenser einsetzt, diese Dinge Juden absprechen möchte. Aber das macht keinen Sinn. Wofür ich mich einsetze sind gleiche Rechte.

Eine zwei Staaten Lösung ist nicht durchführbar und würde sich auch nicht mit den Themen der palästinensischen Flüchtlinge, oder den israelischen Apartheids-Gesetzen auseinandersetzen. Für mich gibt es bloß den Weg eines einzigen Landes, in dem alle die gleichen Rechte haben, unabhängig von ihrer Kultur oder Religion und in das alle zurückkehren dürfen. Ein freier und demokratischer Staat für alle.

Viele behaupten aber das würde nie funktionieren und israelische Freunde von mir sagen, dass Israelis Palästinenser nicht als gleichwertige Menschen ansehen. Wobei das auch über Südafrika behauptet wurde und es hat sich verändert. Sicher, ich weiß auch, dass es dort nach wie vor große Probleme gibt. Aber man kann nicht bestreiten, dass es jetzt ein besserer Ort ist, wie zu Zeiten der Apartheid.

The Restarts Scratch Logo

Wow, danke für die ausführliche Antwort!

Das neue Album handelt von einem Dutzend bedrückender Themen. Welcher erste positive Gedanke kommt euch denn in den Sinn, während ihr gerade die Frage lest und darüber nachdenkt?

Kieran: Richtig, Upsrising enthält einen bunten Blumenstrauß an Kritik über moderne Alltagsprobleme. Man kann es aber auch als Katalysator verstehen, der Probleme heraushebt, die man analysieren und im Anschluss diskutieren kann. Punkrock bietet nicht immer Antworten, ist aber ein kathartischer Ausdruck von Wut, mit dem sich andere identifizieren können und man sich nicht alleine fühlt. Grundsätzlich sind wir ja keine negativen Menschen. Mein allererster positiver Gedanke war an die gemeinsame Arbeit mit meiner Tochter an ihrem Narrowboat, das sie verkaufen möchte.

Robin: Meine Freundin kommt demnächst von der Arbeit, dann kuscheln wir uns mit unserem Rettungshund in Bett und schauen einen Film.

Der Brexit ist nun vollzogen. Wie schätzt ihr eure Zukunft ein?

Kieran: Das ist echt ein Albtraum, der sich ewig hinzog. Nun stellt sich heraus, dass es ein nicht zu gewinnender Kampf war. Die Mehrheit hat für den Brexit gewählt und nicht einmal direkt für Johnson. Anderen war Corbyn viel zu radikal. Dazu gab es eine große Schmutzkampagne, die ihn als Antisemiten darstellte, was nicht stimmt. Das ganze geht jetzt noch Jahre weiter, bis alle Gesetze passen. Ich unterstütze eine Gruppe, die sich dafür einsetzt, dass sich englische Musiker visafrei in Europa bewegen können. Letztlich müssen wir warten und jedes Problem angehen, dass auf uns zukommt.

Robin: Wie ich vorher schon erwähnte regiert die Mehrheit, zu der wir nicht gehören. Das kann frustrieren, überraschend kam es nicht. Bis jetzt weiß niemand, wie der Brexit wirklich aussehen wird. Meine Freundin und ich haben ebenso einen europäischen Pass, wie Kieran und Jeremy auch, unsere Aufenthaltsgenehmigung ist daher kein Problem. Allerdings bin ich gespannt, ob und wie die Regierung europäisch stämmigen Menschen das Leben mittels Gesetzen oder Steuern schwer macht.

Kieran, wie alt ist deine Tochter jetzt und wie stellt sich der Brexit für sie dar?

Sie ist eine 22-Jährige Hausbesetzerin, die gegen das System ist. Keine Ahnung woher sie das hat, hahaha. Die möchte mit einem Van auf Reisen gehen, da sie keine Sympathien für dieses Land hegt.

The Restarts Barbed Wire

2018 spielten The Macc Lads auf dem Rebellion Festival und ihr auch. Einige Tage später hast du ein Statement gegen die Band veröffentlicht, weil sie wohl homophob sind.

Da The Macc Lads eine satirische Band ist, ist es schwer sie zu kritisieren, weil man schnell der Zensur bezichtigt wird und gegen Meinungsfreiheit sei. In der eher linken Zeitung The Guardian wurden sie gefeiert: “The Macc Lads waren immer eine subversive Parodie auf unverbesserliche Macho Scheinheiligkeit.” Das macht es gegenüber ihren Verteidigern natürlich schwer sich zu behaupten, wenn es ständig heißt “mach dich locker, das ist nur ein Witz.”

Beim Rebellion spielten sie ihren Song “Feed Your Face” aber nicht. Zu der Melodie von “Feed The World” lautet der Text: Hungrig lief ich an die Pommesbude, kaufte leckere Sachen, gab aber den verhungernden Niggern nichts ab, ich bin halt ein scheiß Nazi – (Übersetzung sinngemäß, Bocky). Das heißt an einem gewissen Punkt wissen sie, dass ihr Humor nicht angebracht ist. Desto überraschter war ich, dass sie “Now he’s a poof” (Jetzt ist er eine Schwuchtel) spielten. Es kotzte mich an, dass sich die Menschen im Empress Room lustig über Schwule machen, die an Aids sterben. Darauf kontaktierte ich den Veranstalter, der völlig angewidert von dem Text war, den er vorher leider nicht kannte, sonst hätten The Macc Lads den nie spielen dürfen. Ich bin ja eher für Dialog, denn Zensur. Von einem gemeinsamen Bekannten der Band erfuhr ich im Nachhinein, dass die Band den Song mittlerweile von ihrer Setliste nahmen, nachdem sie erfuhren, wie beleidigend er für einige Leute ist. Irgendwie fühlte sich das wie ein kleiner Sieg für mich an. Grundsätzlich denke ich, dass Menschen zwischen Ironie und niederträchtigem Hass gegenüber einer Minderheit unterscheiden können. Den Text findet man im Internet und kann sich selbst ein Bild machen.

Wie auch Subhumans mit ihrem neuen Album, so arbeitet ihr für Uprising mit Pirate Press Records zusammen. Ich bin etwas verwundert.

Ein Freund der für das Label arbeitet, hat uns ein Angebot gemacht und sie wollten uns helfen. Für uns ist das eine DIY-Beziehung, bei der sie uns unterstützen das Album weltweit zu vertreiben. Darüber hinaus sind wir prozentual an jeder Pressung beteiligt, was wir fair finden. Zum Beispiel gab es für unser letztes Album “A Sickness Of The Mind” keinen Vertrieb in Nordamerika, weil ich dafür keine Zeit hatte. Dementsprechend war es eine einfache Entscheidung das diesmal mit Personen mit Punkrock-Hintergund zu machen, die auch noch ein Faible für Vinyl haben und obendrein auf Vertrieb spezialisiert sind. Außerdem arbeiten sie auch mit kleinsten Distros zusammen und ihre Preise sind annehmbar. Wer also Uprising in seiner Plattenkiste haben möchte, kann sich gerne bei uns melden, wir fädeln das ein.

Sammelst du eigentlich immernoch diese superschmalen Sonnenbrillen?

Jaaa, das ist eine Obsession von mir. Aber man findet sie nur noch schwer, weil sie mittlerweile Vintage-Sammlerstücke sind. Mit 13 Jahren (1980) war ich bei meinen Cousins in L.A. in Urlaub und kaufte mir dort meine erste “Boy Watchers”. Was für eine Ironie, hahaha. Das waren Sonnenbrillen extra für Frauen, damit sie unbeobachtet Jungs am Strand nachschauen konnten. Ansonsten waren sie auch gut als Haarband, wenn man nicht gerade spionierte. Sie sitzen in einem Rahmen und haben nur einen Schlitz von einer Seite auf die andere. Wiederbelebt wurden sie im Zuge des Punk-Movement und passten dann wunderbar in die Cyberpunk-Szene. Ich neige dazu sie zu verlieren, weil ich sie auch wirklich trage. Obwohl das nicht immer sicher ist, beispielsweise auf dem Fahrrad, da sie ganz schön die Optik verschieben können, hahaha. Im Moment habe ich so 16 bis 20 verschiedene davon.

Was für ein Shirt tragt ihr gerade?

Kieran: Auf meinem steht “Bantry, Irland”. Aus der Gegend stammt meine Mutter und wir machten dort vor ein paar Jahren Urlaub. Ich war ganz schön froh, dass sie ein schwarzes Shirt mit weißem Aufdruck hatten.

Robin: Rock ’n‘ Roll Rescue Camden Town. Das ist ein Wohltätigkeits-Musikshop, den Knox von den Vibrators mit ein paar Kumpes in Camden Town betreibt. Dort gibt’s LPs, CDs, DVDs, Shirts, Audio Equipment, Musikinstrumente und den brillanten Philippe, der in einem Hinterraum in einen Workshop Gitarren repariert und Andy macht Verstärker wieder klar. Dort gehen wir immer hin, wenn wir es selbst nicht mehr hinbekommen, hehe.

Dann komme ich hier jetzt mal zu einem Ende, obwohl ich aufgrund der Antworten noch eine Fragen auf Lager hätte. Ob das jetzt was mit Israel/Palästina, dem Rebellion Festival, dem Brexit, oder einem weiteren ganz anderen Thema zu tun. Aber so gibt es wenigstens wieder den ein oder anderen Punkt, den man erneut aufnehmen kann. Jedenfalls handelt es sich bei The Restarts nicht nur musikalisch patente Sympathen!


Info:

Homepage: https://restarts.co.uk/

Facebook: https://www.facebook.com/therestarts/

Und schließlich noch schnell die Tourdaten für Frühling 2020 – anklicken:

Tourdaten The Restarts Frühling 2020

Bocky
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2 Kommentare

  1. Nicht nur ganz schlaue, sympathische Aufsässige, sondern auch ein ganz tolles Interview. Danke. CD wird definitiv gekauft (statt nur „besorgt“).

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