
Von Tics aus Köln höre ich ja schon seit einiger Zeit viel Gutes. Und dank ihres neuen Albums “Agnostic Funk” habe ich endlich Gelegenheit, mich selbst davon zu überzeugen. Wer die Band nicht kennt und sich jetzt fragt, wie Tics klingen: Bandname und Plattentitel geben einen Hinweis. “Agnostic Funk” ist nicht nur ein hübsches Wortspiel, sondern deutet die Vielschichtigkeit der Band an. Die Wurzeln im Punk, musikalisch allerdings längst darüber hinaus im Post-Stadium angelangt, machen Tics ihrem Namen alle Ehre und präsentieren acht nervös-zuckende, zerhackte Funkstücke, die wie ein unkontrollierter Ausbruch wirken. Die vor abrupten Taktwechseln, disharmonischen Gitarrenläufen und frickeligen Free-Jazz-Erinnerungsfetzen nicht zurückschrecken und den Hörer*Innen chaotische Soundcollagen präsentieren, die mit jedem Hördurchgang immer logischer, immer stringenter klingen.
Tics begeistern auf ganzer Länge
Musikalische Referenzen finden sich im britischen Post-Punk aber auch bei den Minutemen oder dem Jazzcore der 1980er Jahre. Diese Eruption ist kurz und heftig und nach nicht einmal 18 Minuten schon wieder vorbei. Aber diese Zeit reicht völlig, um mich zu begeistern. Besonders “Vampires” hat es mir angetan, das trotz seiner Vertracktheit einen tollen Groove hat und so etwas wie die Tanznummer des Albums ist. Hervorheben möchte ich auch “The Luck of the jewish”, auch aufgrund des Textes.
Tics legen mit “Agnostic Funk” ein spannendes, aufwühlendes und nicht leicht verdauliches Album vor, das nicht jedermanns und jederfraus Sache sein wird, aber auch nicht sein will. Stattdessen fordert es eine aktive Auseinandersetzung mit dem Gehörten. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein tolles Album zu hören.

Info
Format: LP/Download
Label: Tomaten Platten
Band Website: www.facebook.com/2minutesTics
Label Website: www.tomatenplatten.com/category/blog/
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