Tischlerei Lischitzki – wir Ahnen böses LP

Deutschpunk

Tischlerei Litschitzki

Tischlerei Lischitzki gibt es auch schon eine halbe Ewigkeit und trotzdem fliegt diese Band immer noch unter dem Radar der großen Punk-Öffentlichkeit. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass Tischlerei Lischitzki von Anfang an ihre Platten selbst oder auf kleinen aber feinen DIY-Labels veröffentlicht haben, die naturgemäß weniger Marketing machen können als die Großen in der Szene. Ein anderer Grund ist aber auch die mangelnden Verwertbarkeit ihrer Lieder, die ihnen im Vergleich zu den Deutschpunk-Chartstürmern abgeht. Die Hooklines sind oft nicht griffig genug für große Festivalbühnen, die Refrains bestehen aus mehr als einfachen Parolen. Das meist etwas sperrige Songwriting, die sehr politischen Texte und vermutlich eine generelle Verweigerungshaltung gegenüber den üblichen Gepflogenheiten im Punkrock-Musikbusiness tun ihr übriges. 

Das ist mir sehr sympathisch und wenn dann dabei so tolle Alben wie “wir Ahnen böses” herauskommen, umso besser. Die schon im Vorjahr erschienene LP enthält sieben Lieder plus Intro und Outro und enthält ein DIN-A2-Plakat, das auf der einen Seite das Logo der Antifaschistischen Aktion zeigt und auf der anderen die Texte. Zu denen lässt sich sagen: Die böse Vorahnung hat sich leider bestätigt. “Feldpost” wird seit einigen Wochen wieder von der Front nach Hause geschickt. Die “Konzertanfrage” zweifelhafter Veranstalter:innen oder solchen, die kein Problem haben, auch Bands aus der Grauzone spielen zu lassen, gibt es immer noch, obwohl das Thema Grauzone beständiger Begleiter von Szenediskussionen ist und es sich eigentlich doch längst herumgesprochen hat, das Rassist:innen keine Bühne geboten werden soll. Die Grenzen sind weiterhin “Blickdicht”, zumindest für Menschen, die nicht aus Europa kommen. Und das “Feuer” brennt längst wieder in diesem Land. Dafür darf es eigentlich “Kein Vergeben, kein Vergessen” geben, aber allein der Umstand, dass eine offen faschistische Partei von mehr als zehn Prozent der Wahlberechtigten in den Bundestag gewählt wurde, zeigt, das es dafür noch ein langer Weg ist. Das packendste Lied ist “Familiengeschichte”, das das Schicksal zweier in Auschwitz ermordeter Menschen erzählt. 

Dass die Musik angesichts der in den Texten behandelten Themen kein Funpunk ist, sollte klar sein. Schwere Akkorde, tiefes Moll, die Assoziation zu EA80 ist schnell geknüpft und geht dann doch etwas fehl, weil die Tischlerei Lischitzki es verstanden hat, in den vergangen Jahren einen eigenständigen Sound zu kreieren. 

“Wir Ahnen böses” ist ein tolles Album geworden, das mit jeder neuen Runde auf dem Plattenteller an Größe gewinnt und ich kann mich nur Yok Quetschenpaua anschließen, der im Infozettel zum Album folgende Worte über “wir Ahnen böses” verliert: “Großartig! Holt euch diese Platte.”

Info

Format: LP

Label: Elfenart

Band Website: tischlereilitschitzki.bandcamp.com

Label Website: www.elfenart.de

Falk Fatal
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