ZAP Hardcore Magazin #153

Des Kaisers neue Kleider?

„32 Jahre nach der ersten Ausgabe ein neues ZAP!“, so steht es im Vorwort der neuesten Ausgabe des selbsternannten Kampfblatt des internationalen Rotzlöffeltums von Moses Arndt, der wieder Herausgeber und Chefredakteur in Personalunion ist.

Die wievielte Ausgabe das für mich ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich schätze mal so um die zehnte. Der Grund weshalb das ZAP für mich keine so bahnbrechende Rolle spielt, wie für viele andere, ist, dass ich musikalisch anders sozialisiert wurde. Aus dem Death Metal kommend, interessierte ich mich bis zu Beginn der Nullerjahre hauptsächlich für Crust- oder englischen Anarcho-HC-Punk. Trotzdem kam man in Mannheim nicht um den Schinken herum. Hier war nämlich um das Millennium herum die APPD-Hochburg in BaWü und Moses selbst eine treibende Kraft der Partei. Im Nachhinein kann man vielleicht auch von einer Standleitung aufgrund der räumlichen Nähe von hier nach Homburg und Saarbrücken sprechen. Allerdings kann es durchaus sein, dass ich mich gewaltig irre. Immerhin hatte ich die Kammgarn in Kaiserslautern auch viel größer in Erinnerung, als sie sich vor ungefähr zwei Wochen tatsächlich entpuppte und wo ich dieses Heft an seinem Erstverkaufstag erstand.

Aber was steht denn da jetzt in dem Heft drin? Macht es was her, hält es die hohen Ansprüche, die es anderen in der Vergangenheit notorisch abgesprochen hat und so für allerlei Kontroverse sorgte? Ehrlich gesagt bin ich da nicht so wirklich überzeugt.

Das beginnt schon auf Seite drei, also der ersten Textseite nach Cover und Werbung. Ich bin da einfach nicht einer Meinung mit Moses. Klar ist das Internet nicht der Weisheit letzter Schluss, doch sicher auch nicht der Teufel. Stattdessen halte ich mich da an Reich-Ranicki, der mal etwas Kluges über das TV sagte und adaptiere es für das World Wide Web: Das Internet macht die Klugen klüger und die Dummen dümmer. Wie bei vielen Dingen im Leben, hängt es meiner Meinung nach von der Nutzung oder dem Konsum ab, ob etwas sinnvoll ist oder eben nicht. Mir ist das zu schwarz-weiß gedacht. Da fehlt mir der Graubereich, der viel größer ist und in dem man hervorragend spekulieren, interpretieren und philosophieren kann. Sich in dem Fall einfach vom Internet abzuwenden, klingt für mich sich in seine Blase zurückziehen zu wollen, obwohl man anstrebt darüber hinaus gehört zu werden. Insofern paradox.

Unterstrichen wird mein Eindruck wenige Seiten darauf im Artikel ZAP Reloaded, wo Moses erklärt, wieso er das ZAP wieder auferstehen lassen muss. Wenn ich das richtig verstanden habe, weil er dem unsäglichen Internet, in dem jeder alles sagen und sich sogar entblöden darf, einen Strich durch die Rechnung machen wird. In der extended version des Vorworts erklärt Moses stilsicher und mit von mir nicht geprüften Zahlen unterfüttert, was das Internet für einen Moloch darstellt. Interessant, dass er dabei den Spiegel als Qualitätsjournalismus anführt. Eine Aussage, die heutzutage wirklich zu einigen Fragen führen kann.

Darüber hinaus ist ZAP #153 ein gefälliges Fanzine in feiner Magazinaufmachung. Das saubere und zeitgemäße Layout stammt von Rüdi Himmelsberger, den einige vielleicht als jahrzehntelangen Moderator des Pogoradios kennen. Ich kenne ihn, weil er mich überhaupt zum Fanzinemachen brachte und mir die Pogo Presse ab Ausgabe #4 überließ, bevor ich von 2005 bis 2015 das Punkrock! hauptverursachte. Schön ihm auf die Weise wieder über den Weg zu stolpern.

Wie dem auch sei, gefällig ist das unsägliche Adjektiv, mit dem ich eben aufwartete. Nun, ansprechend und nicht eines alles niederwalzenden Tsunami gleichend deshalb, weil die Gastbeiträge eben genau dies sind. Die Schreibe von Kalle Stille ist große klasse, kennt man aber bereits aus der zweimonatlichen subkulturellen Enzyklopädie OX Fanzine. Foto-Hobbyjournalist Todde berichtet chronologisch und unfallfrei vom Rebellion Festival in Blackpool sowie Egotronic-Torsun erwartbar seinen Blick auf dreißig Jahre Mauerfall preisgibt. Ebenfalls nett zu lesen ist Moses halbfiktives Erlebnis von und mit E-Bikes oder die Kurzgeschichte von Türsteher Tarek. Sozusagen Moses‘ Zögling, der vor allem über die beiden Spielfilme Chaostage und Gegengerade bekannt wurde. Alles in Allem sticht für mich African Kung Fu Nazi heraus. Das ist ein Artikel über einen Trashfilm eines ehemaligen Münchner Punk, der in Ghana zu Ende gedreht wurde, von nem Schnappes namens Adonko Bitters finanziert ist und in dem Hitlers Braut Eva Braun-Gebrannt heißt. Letzteres bringt mich politisch unkorrekt immer wieder zum Schmunzeln.

Insgesamt attestiere ich Moses und dem ZAP für die #154 Luft nach oben, um das zu erreichen worüber der Thinktank selbst schreibt: Wenn er ein gutes Heft lesen möchte, muss er wohl wieder selbst eines machen. Was ich vermisse sind wirkliche Aufreger und Themen, die sich um Belange drehen, die die Zielgruppe betrifft. Also mindestens Ü35er. Gibt es da nicht genügend Gedanken, denen man nachhängen kann? Mir fallen da auf Anhieb einige ein. Beispielsweise Alkohol, Zigaretten und andere Drogen in Bezug auf Straight Edge und seine Entwicklung seit der ZAP-Hochzeit in den Neunzigern. Oder welche Widersprüchlichkeiten tun sich im Laufe eines Lebens auf, mit denen man so nicht gerechnet hat. Und nicht zuletzt die Causa Internet aus mehreren Standpunkten mit unterschiedlichen Vertretern beleuchtet. Naja, jetzt aber erstmal genug klug geschissen und abgewartet was in der nächsten Ausgabe zu lesen ist. Immerhin wird eine vierteljährliche Erscheinung angestrebt, die über einen hauseigenen Vertrieb gestemmt werden soll. Hoffentlich wird das über’s Internet bekannt gemacht, sonst bin ich skeptisch, dass mehr als 500 Exemplare verkauft werden.


ZAP Hardcore Magazin Moses Arndt

Info

A4

60 Seiten

€ 4,- Schutzgebühr

Moses Arndt

Untere Allee 3

66424 Homburg

Bocky
Letzte Artikel von Bocky (Alle anzeigen)
Hat Dir der Beitrag gefallen? Dann tritt unserem SUPPORTERS CLUB bei und unterstütze uns bei Patreon!
Become a patron at Patreon!

5 Kommentare

  1. Wer das Zap gelesen hat, der weiß, daß der zur Suchtkrankheit und zu Gewaltphantasien neigende Borderliner Michael Arndt Antisemit, also ein typischer Deutscher, ist.

    • Anonym und ohne Beleg Menschen beschuldigen, ist ebenfalls typisch deutsch. Du kannst deinen Antisemitismusvorwurf sicher belegen?

      • Erst ein mal hast Du mich nicht zu duzen und zweitens wird im Eingangskommentar auf das „Zap“ selbst verwiesen. Mich wundert aber nicht, daß Du deutsche Elendsgestalt das Offensichtliche versuchst wehleidig abzustreiten.

        • Haha, Du bist ja ein lustiger Clown. Wenn Du nicht geduzt werden willst, solltest Du hier nicht kommentieren. Im Eingangskommentar belegst Du rein gar nichts, sondern behauptest nur. Aber so machen das typisch-deutsche Blogwartgestalten wie Du halt. Nichts auf dem Kasten haben, aber groß die Fresse aufreißen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*